Der kda wird 70 – eine Zeitreise

In 70 Jahren ist der kda Bayern geworden, was er heute ist. Vom Arbeiterinnenwerk und Sozialpfarramt der 1950er zum kirchlichen Dienstleister in einer zunehmend digitalisierten (Arbeits-) welt. Auch heute haben die kda-ler*innen Menschen bei ihrer Arbeit im Blick: ob am Bildschirm oder in der Backstube, an der Bauwagenkirche oder im Betrieb, bei Beratung oder Bildungsarbeit. Meilensteine, Impulse und wichtige Initiativen aus 70 Jahren zeigt dieser Überblick – kommen Sie mit auf eine Zeitreise!

1952

Das Evangelischen Arbeiterinnenwerk und seine Vorsitzende Elisabeth Nägelsbach holen sich im Jahr 1952 die Sozialarbeiterin und promovierte Soziologin Dr. Käthe Truhel als Geschäftsführerin. Sie beginnt ihre Arbeit mit einem viermonatigen Einsatz in der Fabrik. Sie möchte Industriearbeiterinnen gewinnen und dafür offene Gruppen bilden. Orte und Anknüpfungspunkte für diese Arbeit sind zum Beispiel das Erholungsheim auf der Sulzbürg aber auch das 1954 in der Halskestraße 11 in der Nürnberger Südstadt eröffnete Arbeiterinnen-Wohnheim.

Arbeiterseminar

1954

1954 ernennt der Landeskirchenrat Pfarrer Hans Siebert – auch „der rote Siebert“ genannt – zum ersten Sozialpfarrer. Der vorherige Gemeindepfarrer in Nürnberg Gostenhof leitet aus der Erkenntnis “Der einfache Mann hat in der Kirche zu wenig Platz“ die Strategie ab: Konsequent auf die Arbeitnehmenden zugehen. anbieten. Viele davon finden im Schweinfurter Gemeindehaus statt.

1961

zieht das Sozialpfarramt im Arbeiterinnen Wohnheim ein. Käthe Truhel findet in Pfarrer Siebert einen Menschen, der sich in vielem dieselben Fragen stellt und den Anliegen der Frauenarbeit gegenüber sehr aufgeschlossen ist. Beide möchten die traditionelle Distanz zwischen Kirche und Arbeiterschaft überwinden. Dafür entwickeln sie Angebote, die einen „echten Bedarf von Arbeitern“ ansprechen: preisgünstig, familiengerecht (Kinderbetreuung inklusive), zeitgerecht (möglichst Wochenende), nützlich ( Erholung, Geselligkeit). So entstanden Wochenend-Seminare, Urlaubswochen und später der Bildungsurlaub.

Garten in der Suelzburg

1977

Zur Vorbereitung der Frühjahrssynode 1977 „Kirche und Arbeiterschaft“ legen Sozialpfarrer Ludwig Förster und der wissenschaftliche Referent Helmut Grau 1976 die Studie „Kirchliche Haltung und religiöses Bewusstsein in der Arbeiterschaft“ vor. Die Synode dankt dem Amt für Industrie- und Sozialarbeit für das „umfangreiche vorgelegte Material“, bittet die Gemeinden, „neu auf die Stimme des in der Industrie arbeitenden Menschen zu hören“ und beschließt die langfristige Erweiterung des Amtes auf 12 Arbeitszentren in industriellen Ballungszentren.

Frühjahrssynode 1977

1989

gründet sich der sogenannten Sozialplänertreff. Damals treffen sich auf Anregung der Sozialpfarrer Klaus Wunderlich und Hans-Gerhard Koch zusammen mit dem Regensburger Sozialsekretär Werner Arnold 24 Arbeiter des Eisenwerks Maxhütte, die kurz darauf in den Sozialplan eintreten. Unter dem Vorsitz von Bruno Viertelmeister (selbst Sozialpläner und später Landes-Synodaler) setzen sich die Beteiligten 25 Jahre mit ihrer eigenen Situation auseinander und setzen sich gegenüber der Politik für Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Rentner*innen ein.

1989 Sozialplaenertreff

1989 bis 1991

entwickelt die Regionalstelle München des Amtes für Industrie- und Sozialarbeit die Wanderausstellung „Moderne Zeiten – gesunde Zeiten?“ Sie wird u.a. von einer Gruppe Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern unter pädagogischer Leitung konzipiert und teilweise selbst hergestellt. Die Gruppe trifft sich über eineinhalb Jahre lang , diskutiert die eigenen gesundheitlichen Probleme und ihre subjektiven Empfindungen werden in der Ausstellung gleichwertig berücksichtigt und dargestellt wie die wissenschaftlichen Erkenntnisse. Bis ins Jahr 2000 tourt die Ausstellung durch 34 Orte in Deutschland und Südtirol.

Moderne Zeiten

1993

wird im Nachklang des 25. Deutschen Evangelischen Kirchentags in München die Mobbing Beratung gegründet. Im sogenannten „Zelt der Arbeit“ ist die Podiumsdiskussion „Was kränkt, macht krank“ mit Abstand am besten besucht. Auch heute sind Menschen von Konflikten und Mobbing in der Arbeit betroffen. Das Angebot ist im Laufe der Jahre gewachsen: neben dem Mobbing-Telefon, dem Treffpunkt Mobbing, der Einzelberatung und Vorträgen gibt es inzwischen auch Mobbing-Pat*innen und einen regelmäßigen Stammtisch für Betroffene.

Mobbing Beratung

1994

die Landes-Synode beschließt auf Initiative des Amtes für Industrie- und Sozialarbeit die Einrichtung der Aktion 1+1 – Mit Arbeitslosen teilen “. Jede gespendete Mark – später Euro – wird von der Landeskirche verdoppelt und kommt Menschen in Gemeinden und Arbeitslosenprojekten zugute, die dort in Maßnahmen des Arbeitsamtes tätig sind. In 30 Jahren kommen so über 34 Millionen Euro an Spenden zusammen und fast 11.000 Menschen werden wieder in Arbeit gebracht. Nach wie vor ist die Geschäftsstelle der erfolgreichen Spendenaktion im kda Bayern angesiedelt.

1+1 mit Arbeitslosen teilen

2000

Seit 2000 gibt es in verschiedenen Städten Kreuze(e)/ Kreuzwege der Arbeit – initiiert vom kda in Kooperation mit der katholischen Betriebsseelsorge vor Ort: München, Schweinfurt, Weiden. Von Betriebsschließungen Betroffene, Arbeitslose und ihr Unterstützer*innen aus Kirchen und Gemeinden tragen das Kreuz in die Öffentlichkeit als Zeichen gegen Arbeitsplatzabbau oder schlechte Arbeitsbedingungen.

Kreuzweg der Arbeit

2001

holt der kda zusammen mit dem Institut>persönlichkeit&ethik< das Projekt SeitenWechsel nach Bayern: Führungskräfte aus der Wirtschaft wechseln in soziale Einrichtungen und profitieren von ihren Erfahrungen für ihr Führungshandeln. Die sozialen Einrichtungen bekommen Rückmeldung, Öffentlichkeit und Unterstützung für ihre Arbeit. Insgesamt haben seitdem über 400 Führungskräfte in Bayern ihren Einsatz zum Beispiel bei der Drogenhilfe, im Hospiz oder in der Obdachlosenunterkunft.

SeitenWechsel

2005

Auf Initiative der afa und ihres damaligen Vorsitzenden Karl-Heinz Seidel wird in dessen Bauhof in Oberfranken 2005 die Bauwagenkirche von afa und kda gestaltet. In dieser Zeit der großen Betriebsschließungen in der Porzellan- und Textilindustrie in Nord-Ost-Bayern helfen viele ehemalige Beschäftigte bei diesem bürgerschaftlichen Projekt mit. Seither kommt sie auf Veranstaltungen und vor vielen Betrieben zum Einsatz: bei der Schließung der Firma Quelle in Nürnberg in 2009, auf dem Kirchentag am Hesselberg, 2016 bei einer Mahnwache während der Sozialplanverhandlungen bei BAT Bayreuth oder zuletzt bei Kirchentag in Nürnberg in 2023.

Bauwagenkirche

2006

gründet sich die Allianz für den freien Sonntag. Mit dabei: kda und Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (afa), verdi, Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) und Betriebsseelsorge. Anlass ist die Pauschalgenehmigung für Sonntagsöffnungen bei der Fußball-Weltmeisterschaft. Die Kampagne tritt mit Aktionen und Statements für den Erhalt des arbeitsfreien Sonntags im Sinne einer humanen Gesellschaft ein.

Sonntagsallianz

2014

startet die Kampagne „5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“ mit den Kooperationspartnern kda, Bäckerinnung, Brot für die Welt und Konfi-Lab. Seitdem backen bundesweit über 60.000 Konfirmandinnen und Konfirmanden über 230.000 Brote und sammeln über eine Million Euro Spenden für Brot für die Welt. In vielen bayerischen Kirchengemeinden ist die Aktion fest in der Konfi-Jahresplanung verankert. www.5000-brote.de

5000-Brote

2020

Während des Lockdowns in Zeiten von Corona im Jahr 2020 richtet der kda ein Arbeits-Seelsorge-Telefon ein und fragt Menschen in Beruf, Familie und Ehrenamt nach ihrer „Arbeit in anderen Zeiten“. Während dieser Zeit entsteht auch die sogenannte Mittwochsandacht.

Arbeitsseelsorge-Telefon

2023

Zum 28. Deutschen Kirchentag im Juni 2023 in Nürnberg ist der kda vor Ort präsent mit Bauwagenkirche, Handwerkergottesdienst, Stand und Talkrunden auf dem Markt der Möglichkeiten und weiteren Podien und Workshops zu Themen der Arbeitswelt: Sonntagsruhe, Arbeit 4.0, Bürgergeld, Fachkräftemangel. Mit Aktionen wie „Maßstab Mensch – Was ist gute Arbeit für Sie?“ oder „Andacht to go“ kommen die kda-Mitarbeitenden mit den Menschen ins Gespräch.

Kirchentag 2023

seit 2023

Seit September 2023 sind der kda und das Thema Arbeitswelt Teil der Ausbildung von Vikar*innen im Evang. Studienseminar für Pfarrausbildung in der ELKB (ESP). In Gesprächen und bei Stadtteilrundgängen werden eigene Erfahrungen in der Arbeitswelt mit Begegnungen im Sozialraum bei Gemeinden und sozialen Projekten verknüpft. Die Exkursion ist Einstieg in die „reflektierte Praxisarbeit“ soll die Wahrnehmung schulen – die Teilnehmenden machen Fotos von ihren Beobachtungen und befragen die Aktiven vor Ort.

Ausbildung von Vikar*innen

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