Arbeit.Macht.Sinn

MANNHEIM. Die 9. Kurpfälzer Sozialtage für die Rhein-Neckar Metropolregion stehen in diesem Jahr unter dem Motto „Arbeit. Macht. Sinn. Vom Wert des Menschen in Gesellschaft und Arbeitswelt“. Auf Einladung der Katholischen Arbeitnehmerbewegung und des Referats Arbeitnehmerseelsorge der Erzdiözese Freiburg sowie des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt der badischen Landeskirche referierte der Leiter des kda Bayern Prof. Dr. Johannes Rehm am 12. November 2018 in Mannheim über „Evangelische Orientierung in der Arbeitswelt 4.0“. Bei den Kurpfälzer Sozialtagen handelt es sich um ein Begegnungsforum für Vertreter aus Politik, Kirche, Wissenschaft, Wirtschaft und Gewerkschaft in Nordbaden.

Menschengerecht Arbeiten in 4.0

In seinem Vortrag beschrieb Johannes Rehm den gegenwärtig stattfindenden gesellschaftlichen Wandel, um dann den ethischen Orientierungsbedarf als eine zentrale kirchliche Herausforderung herauszustellen. Dieser Herausforderung stellte er sich selbst dadurch, dass er ein evangelisches Ethos der Arbeit in seinen Grundzügen entfaltete, um dann die neuen aus der Arbeitswelt 4.0 sich ergebenden Gestaltungsaufgaben aufzuzeigen. Den Abschluss seines Vortrags bildete ein Plädoyer gegen eine Ideologie der Machbarkeit. Johannes Rehm geht es in diesem Zusammenhang um folgende Fragen: „Wie kann dafür gesorgt werden, dass die mit der Digitalisierung einhergehenden Innovationen uns Menschen dienen und nicht wir Menschen zu Sklaven digitaler Prozesse werden? Was ist erforderlich, dass auch in einer sogenannten Arbeitswelt 4.0 menschengerechtes Arbeiten und Wirtschaften möglich bleibt?“

Plädoyer für die Würde arbeitender Menschen

In seinem Vortrag warnte er nachdrücklich vor falschen Alternativen: „Die Digitalisierung beinhaltet in sich selbst eine sich selbst steuernde und vervielfältigende Dynamik. Digitalisierung an sich ist weder gut noch böse. Allerdings muss der Einsatz digitaler Prozesse reflektiert und verantwortet erfolgen. Nicht gut wäre es, wenn Tendenzen sich verstärken würden, dass die Menschheit sich weiter aufspalten würde in digitale Macher und digital Machtlose, in digital Wissende und digital Unkundige, in Schnelle und Langsame im Sinne von Lebens- und Arbeitswelt 4.0.“
Vor einer interessierten und engagierten Zuhörerschaft forderte Rehm die Kirchen auf, ihr Ethos der Arbeit in den öffentlichen Diskurs um Arbeitswelt 4.0 einzubringen: „Die Auseinandersetzung mit den durch die Digitalisierung vorangetriebenen Veränderungen der Arbeitswelt beinhaltet für die Kirchen eine zutiefst geistliche Aufgabe, der sie sich auf dem Hintergrund ihres Ethos im Dialog mit Vertretern anderer Religionen und Weltanschauungen stellen sollen. Von einem evangelischen Ethos der Arbeit ist in diesen Dialog einzubringen, dass alle menschliche Arbeit ihre Würde hat und deshalb einen gerechten Lohn wert ist, aber dass sie nicht zuletzt zeitlich auch eine deutliche Grenze haben muss, die es zu respektieren gilt“.

Nach Abschluss der Sozialtage ist eine ausführliche Dokumentation der verschiedenen Vorträge und Beiträge durch die KAB angekündigt.

Titelbild: Pfarrer Thomas Löffler vom kda Baden zusammen mit Johannes Rehm und den katholischen Kollegen von KAB und Arbeitneherseelsorge. (Foto: helmut-roos@web.de)

Digitalisierung, Globalisierung, Zeit, Arbeitnehmende, Wandel der Arbeitswelt, Ethik

Meldungsarchiv

Vorheriger Beitrag
„Trauer im Betrieb“ – Fortbildung für Arbeitnehmervertretungen
Nächster Beitrag
„Arbeit 4.0 – Digitalisierung“ oder: „Wo bitte geht’s zur Zukunft?“

Ähnliche Beiträge