„Trauer im Betrieb“ – Fortbildung für Arbeitnehmervertretungen

SCHWEINFURT. Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt, Regionalstelle Schweinfurt, und die Katholische Betriebsseelsorge Schweinfurt boten einen Fortbildungstag zum Thema „Trauer im Betrieb“ an. Daran nahmen Arbeitnehmervertreter*innen aus Betrieben und Einrichtungen aus den Regionen Schweinfurt und Rhön teil.
Seelsorge im Betrieb bedeutet für uns, da zu sein für die Menschen am Ort ihrer Arbeit, unabhängig von ihrer betrieblichen Stellung oder ihrer religiösen/weltanschaulichen Ausrichtung. Wir interessieren uns für die Hoffnungen und Sorgen, die sich mit der Arbeit verbinden. Denn Arbeitszeit ist für uns Lebenszeit, also eine Zeit, in der sich unser Leben mit seinen schönen, aber auch schwierigen und belastenden Situationen abspielt.

„Trauer“ begegnet uns an vielen Orten – auch im Betrieb

Das Thema beschäftigt viele, denn „Trauer“ begegnet uns an vielen Orten, auch im Betrieb. Der plötzliche Tod eines Kollegen, die schwere Krankheit einer Kollegin, ein Betriebsunfall, Betriebsänderungen und Arbeitsplatzverlust – alle diese Ereignisse sind mit einem Verlust verbunden und damit Anlass für Trauerprozesse. Trauer ist also ein wichtiges Thema, das alle Menschen im Laufe ihres Lebens trifft, über das aber noch immer nicht gerne und nicht oft gesprochen wird.

Auch die im familiären Umfeld erlebte „Trauer“, wie z.B. der Tod eines Angehörigen, eine Trennung/Scheidung, ein Umzug oder ein nicht erreichter Ausbildungsabschluss, sind Anlässe zum Trauern. Trauer wird von jedem Menschen anders erlebt und gelebt, und sie hat somit Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit.
Und: Die Trauer bleibt nicht „zu Hause“ – sie wird in den Betrieb und an den Arbeitsplatz mitgenommen oder dort ausgelöst.

Fragen wahrnehmen

Dass dies Auswirkungen auf das Miteinander im Betrieb und am Arbeitsplatz hat, darüber tauschten sich die Teilnehmenden aus und erläuterten ihre Wahrnehmungen. Denn sie sind häufig die erste Anlaufstelle und „Kummerkasten“ im Betrieb.
Immer wieder wurde das angebotene Referat unterbrochen, denn viele Fragen kamen auf. Einige Beispiele: Wie mit einer Todesnachricht umgehen? Wer ist für die Kommunikation verantwortlich? Gibt es einen betrieblichen Leitfaden oder Notfallplan? Wie sage ich es den Kolleginnen/Kollegen? Wie lange dauert der Verarbeitungsprozess?

Dass es keine „Patentrezepte“ im Umgang damit gibt, war die eine wesentliche Erkenntnis. Die andere besteht darin, dass es notwendig ist, sich im Betrieb in den entsprechenden Gremien und bereichsübergreifend mit diesem Thema zu beschäftigen und sowohl Mitarbeitende als auch Vorgesetzte zu sensibilisieren.

Abschied nehmen im Betrieb

Dabei steht auch die Frage an, wie „Abschiednehmen“ im Betrieb gelingt – ein Vorgang, der angesichts des sich beschleunigenden Wandels in der Arbeitswelt immer häufiger notwendig ist: Abschied von der bisherigen Aufgabe, von Kollegen und Kolleginnen, mit denen Freundschaften entstanden sind, vom Gewohnten hinein in Neues und Unbekanntes.
Grundsätzlich ging es dabei auch um Fragen der individuellen und betrieblichen Leitbilder. Was heißt überhaupt Wertschätzung der Mitarbeitenden? Wird diese im Unternehmen gelebt? Gibt es Traditionen im Umgang mit Trauer? Ist dieses Thema überhaupt bedacht?

Einig waren sich die Teilnehmenden, dass es eine Aufgabe der Arbeitnehmervertretungen ist, sich mit dem Thema und den unterschiedlichen Auslösern von „Trauer“ auseinanderzusetzen und am Thema dran zu bleiben. Denn auch sie sind Verantwortung tragende Mitarbeitende, die für andere, aber auch für sich gut sorgen müssen. Dazu gab es Anregungen.
Das Thema wird fortgesetzt.

Titelbild: Die Teilnehmenden des Seminars nahmen viele wertvolle Gedanken und Anregungen mit nach Hause. (Foto: kda Bayern)

Arbeitnehmende, Betrieb, Mitbestimmung, Bildung, Gesundheit

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