Genug gebacken

„Nächstes Jahr machen wir zu.“ So eröffnete es mir mein Bäcker kürzlich. „Lang genug habe ich gearbeitet. Irgendwann muss auch Schluss sein.“ Weder die Tochter noch der Sohn wollten den elterlichen Betrieb weiterführen. Ob sich ein Käufer findet, steht in den Sternen.

Ab nächstem Jahr heißt das für mich, mir meine Brezen woanders zu besorgen. Ich merke, dass es mir nicht egal ist. Hier habe ich über viele Jahre die besten Granatsplitter bekommen, wenn es denn mal welche gab. Die Bäckersfrau ließ mich das stets wissen: „Heute haben wir wieder was für ihren Sohnemann.“ Hier haben wir uns, wenn es die Zeit zuließ, über die Schlagzeilen der ausliegenden Zeitungen oder das Auf und Ab unserer Fußballvereine ausgetauscht. Auch so manchen Witz bekam ich zu hören, der eine besser, der andere schlechter. Und Anteil durfte ich nehmen an dem ein oder anderen Familienschicksal. Die Bäckersfrau war länger weg, stand später dann mit Perücke wieder hinterm Tresen. Es ist gut, dass sie beide sich nun den Ruhestand gönnen.

„…der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von allem, was aus dem Mund des HERRN geht.“ (5.Mose 8,3) Was in der Auslegung dieses Verses zumeist als Alternative gedeutet wird, das habe ich in dieser Backstube oft genug als ein Miteinander erlebt. Die Brezen schmeckten am heimischen Frühstückstisch auch deswegen besonders gut, weil ich sie davor im Rahmen einer gesegneten Begegnung erhielt. Da war eben mehr Austausch als der von Backwaren und Geld, auch ein Austausch von Herz zu Herz. Logisch dann, dass es „mein Bäckerspaar“ ist, das da in den Ruhestand gehen wird. Dankbar bin ich meinem Herrgott, dies sagen zu können.

Peter Lysy, stellvertretender Leiter kda Bayern

Bild: RitaE via Canva

Rente, Betrieb, Handwerk

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