Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes sind ein Geschenk

„Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“ So lautet der Wochenspruch für diese Woche aus dem Buch Daniel, Kapitel 9,18.

Dienst- und Verfahrensanweisungen, Gesetze, Verbote, Verordnungen, Vorschriften, Ablauf- und Notfallpläne, Grundsätze, Regelungen, Satzungen, Bräuche, Normen und Gebote. All das soll Recht und Gerechtigkeit schaffen. Daraus folgt dann auch: Wer sich an Gesetze hält, wer Recht und Ordnungen akzeptiert, wer rechtschaffen lebt, hat scheinbar einen Anspruch auf Gerechtigkeit!

Leider muss man auf Gerechtigkeit manchmal auch lange warten, auch auf der Arbeit, wo doch auch so viel geregelt ist.

Langes Warten erzeugt jedoch oft Resignation. Man verliert dabei den Mut, für notwendige Veränderungen einzutreten. Und es scheint, dass nur diejenigen Gerechtigkeit erfahren, die überzeugend für ihre eigenen Interessen kämpfen und diese auch laut genug jederzeit proklamieren.

Anders ist die Gerechtigkeit Gottes, sie lässt sich nicht mit unseren gezeigten Leistungen verdienen. Das Warten auf Gottes Gerechtigkeit heißt nicht, passiv zu bleiben, und alles um sich herum geschehen zu lassen.

Gott will, dass Güte und Recht geübt werden, wir im Nächsten sein Ebenbild erkennen. Als Vorbild hat Gott aus Liebe zu uns Jesus Christus in die Welt gesandt und uns als Maßstab und zur Orientierung seine Gebote geschenkt.

Dabei brauchen wir nicht auf unsere eigenen Leistungen vertrauen, sondern allein auf Gottes Erbarmen und auf seine Barmherzigkeit. Oft wird Gottes Barmherzigkeit als Schuldenerlass für Verfehlungen und Verletzungen erbeten, um die Last der Vergangenheit zu bewältigen oder gar vergessen zu machen.

Gottes Barmherzigkeit und Gerechtigkeit gibt uns Mut und Kraft, auch die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft zu bewältigen. Trotz aller Anstrengungen werden wir auch weiterhin Fehler machen und Schuld auf uns laden.

Dies ist aber kein Widerspruch zu einer persönlichen Grundeinstellung, zu einer Haltung, die Abschied von der Selbstgerechtigkeit genommen hat. Gottes Gerechtigkeit ist nicht gnadenlos, sondern sanft. Wer auf Gottes Gerechtigkeit hofft, erlebt Geborgenheit.

Wenn wir daran verzweifeln, weil wir uns für unfähig halten, das Richtige zu tun und uns selbst nicht mehr in die Augen sehen können, sieht Gott uns an und erkennt uns. So beschreibt es ein Psalmwort:

„Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht alles wüsstest. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“ (Psalm 139, 2-5)

Jürgen Hopf, Diakon, Projekt Soziale Selbstverwaltung im kda Bayern

Foto: Cottonbro Pexels via Canva

Gerechtigkeit, Geistliches

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