Paulus als Influencer?

„Paulus wäre bei Facebook vorne dran“, sagt neulich mein Kollege zu mir. Ich überlege, wie diese Apostel damals „gearbeitet“ haben und google ihn mal, den Paulus von Tarsus. Er ist viel gereist, hat an verschiedenen Orten Gemeinden gegründet und mit ihnen Kontakt gehalten über Briefe und Besuche. Beides gab es schon vor über 2000 Jahren. Die aktuellen Möglichkeiten wurden genutzt: Verkündigung per Brief. Paulus gilt als Mitbegründer der christlichen Religion und hat dazu das urmenschliche Bedürfnis nach Kommunikation genutzt.

„Hätte Paulus heute vielleicht ein Smartphone und wäre Influencer mit Millionen von Followern…?“, denke ich mir. Aber nein, das wäre eher eine Einbahnstraße der Kommunikation und kein Gespräch, kein Dialog, kein Gemeinschaftsprojekt. Paulus steht exemplarisch für die Arbeit von christlichen Missionaren, deren Berufung und Beruf die Verkündigung ist. Gehen wir in die biblische Zeit zurück, wie lief das ab? Die Jünger oder später Apostel hatten eine Botschaft zu überbringen, gingen in Gruppen oder einzeln los, um zu verkündigen. Immer wieder treffen sie sich, besprechen sich „live“ und gehen wieder in alle Richtungen auseinander, folgen ihrer Mission.

Ich stelle mir vor: Sie haben sich getroffen, diskutiert, gestritten und vermutlich gefeiert. Kreativ sein, um etwas auszusenden. Sozialer Austausch in Präsenz. Zusammen arbeiten und damit nach außen wirken, in die Gesellschaft. Dieser Aspekt ist zutiefst mit der Kirche verbunden: nicht allein vor mich hin glauben – die Gemeinschaft trägt. Das ist auch bei unserer Arbeit so. Wenn wir einen Betriebsbesuch machen, ein Seminar halten, eine Tagung besuchen. Auch heute reisen wir herum, schicken wir Mails und Nachrichten, posten wir Bilder und Botschaften auf Facebook oder stellen sie ins Internet.  Glauben und davon erzählen heißt in diesem Sinne auch heute noch: Wir bleiben in Verbindung.

Roland Hacker, Diakon, und Hanna Kaltenhäuser, wissenschaftliche Referentin im kda Bayern

Foto: Alessandrobiascioli via Canva

Kirche, Geistliches, Digitalisierung

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