Hohe Energiepreise bedrohen Glas-Wirtschaft am Rennsteig

KRONACH. Regelmäßig besucht Sozialsekretär Frank Meixner die Betriebsräte in den großen glasverarbeitenden Betrieben in der Region um Kronach. Weil die Energiekosten in den letzten Monaten um bis zu 500 Prozent gestiegen sind, geraten die Betriebe jetzt in wirtschaftliche Schwierigkeiten – die Menschen haben Angst um ihren Arbeitsplatz. In Gesprächen mit der Regionalbischöfin, dem afa-Landespfarrer und den Dekan*innen vor Ort werden nun Möglichkeiten der Unterstützung ausgelotet.

Für Bierflaschen braucht es Gas

„Die Glasindustrie lebt davon, dass die Wanne heiß ist“, so drückt es Wiegand-Glas Geschäftsführer Nikolaus Wiegand (auf dem Bild ganz rechts) in einem Youtube Video „Alarmstufe rot“ der Glas–Industrie am Rennsteig aus. Weil die Glaswannen nur zum Teil mit Strom und vorwiegend mit Gas betrieben werden können, steht seit den extremen Preissprüngen zuletzt durch den Ukraine–Krieg die Produktion von Bierflaschen oder Gurkengläsern aber auch das Recycling von Altglas auf dem Spiel. Die Firmen haben langfristige Verträge zum Beispiel mit der Lebensmittelindustrie abgeschlossen. Sie sind an die vereinbarten Preise gebunden und können die massiv erhöhten Energie-Kosten nicht einfach und schnell an die Abnehmer weitergeben.

Kirche will Problemlage wahrnehmen

Aus diesem Grund und um gerade in der gegenwärtigen Lage das Gespräch zu suchen, hatten die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner (Bild: dritte von rechts) und das Kronacher Dekane-Ehepaar Ulrike Schorn und Markus Müller (Bildmitte) bei den führenden Unternehmen einen Besuch vorgeschlagen: „Als Kirche ist unsere erste Aufgabe nicht das Reden, sondern Zuhören, damit wir die Problemlage wahrnehmen und dann hilfreiche Impulse setzen. Ein solcher Impuls ist die Bitte um Unterstützung der Politik zu einer beschleunigten Energiewende für die Glasindustrie und damit für die Region.“ Zur Begegnung war auch kda-Sozialsekretär Frank Meixner aus Coburg eingeladen (Bild: vierter von links).

Glasindustrie zahlt Tariflohn

Sie sind mit Abstand die größten Arbeitgeber in der fränkisch-thüringischen Rennsteigregion: Heinz-Glas, Wiegand-Glas oder Gerresheimer. „Das sind wichtige Arbeitgeber, weil sie tarifgebundene Arbeits- und Ausbildungsplätze anbieten, soziale Projekte mit Spenden und die Kommunen mit ihren Steuern unterstützen“, so Sozialsekretär Frank Meixner. Sollte es nicht zu einer Entlastung bei den Energiekosten kommen, können die Betriebe nicht mehr wirtschaftlich produzieren und konkurrieren. „Das hätte massive Auswirkungen auf die ganze Region. Da müssen wir als Kirchen hinschauen, die Sorgen der Beschäftigten hören und ihre Anliegen öffentlich gegenüber der Politik vertreten“, so Meixner.

Angst um Arbeitsplätze

Auch wenn es schon Gespräche mit Ministerpräsident Söder und Wirtschaftsminister Aiwanger gab, sind die Probleme um die teure Gasversorgung der Betriebe dennoch nicht gelöst, wie afa-Landespfarrer Reinhold König und Frank Meixner beim Betriebsrat der Firma Heinz-Glas erfahren haben. Wo es möglich ist, wird versucht, auf erneuerbare Energien umzusteigen. Einen Notfallplan für die Gasversorgung gibt es auch. Trotzdem haben die Mitarbeitenden Angst um ihre Arbeitsplätze, zumal es in der Region kaum Alternativen gibt. „Gerade in Kronach und Umgebung gingen und gehen gerade viele Industrie-Arbeitsplätze verloren“, so Pfarrer König. „Wir brauchen die Arbeitsplätze in der Glasindustrie hier im oberen Frankenwald dringend.“ Die Auswirkungen der Energie-Krise gehen über den Frankenwald hinaus: Es gibt Zweigbetriebe und Zulieferer in Thüringen. Auch dort sichert die Glasindustrie tausende von Arbeitsplätzen. Und mittlerweile geht es nicht nur um hohe Energiekosten, sondern um die Frage: Wird im nächsten Winter überhaupt noch Erdgas für die Glasschmelze zur Verfügung stehen?

Foto: Pfarrerin Susanne Sahlmann

Arbeitnehmende, Betrieb

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