Jetzt ist die Zeit! Wie!? Immer noch?

Eine Woche Kirchentag voller interessanter Eindrücke, Anregungen und voller Trubel ist vorüber und es kehrt wieder Alltag ein.

Das Team des kda ist zusammengewachsen. Bei der Vorbereitung haben viele ihre Ideen eingebracht, Sekretärinnen sind über sich hinausgewachsen bei Gesprächen am Messestand, Wissenschaftler haben sich beim Reparieren der Glocke der Bauwagenkirche bewährt, alle zusammen haben in kürzester Zeit gemeinschaftlich Aufgaben wie den Aufbau des Messestandes bewältig und dabei eine echte Dienstgemeinschaft geformt. Müsste man solche Teambuilding-Maßnahmen bezahlen, würde das einiges an Geld kosten.

So angenehm es ist, die Woche voller Arbeit als Nürnberger Gastgeber erfolgreich hinter uns zu wissen, so sehr zehren wir noch von den positiven Auswirkungen. Ausnahmslos alle haben die Atmosphäre als sehr entspannt und einladend erlebt. Auch wenn die drängenden Themen der Zeit präsent waren, konnte man fair miteinander diskutieren und streiten, man half sich gegenseitig und traf überall auf freundliche, lächelnde Gesichter. Inmitten der Anspannung der Zeit und der Aggressivität, die einem aus sozialen Medien entgegenschlägt, war die einfühlsame Art, den Nächsten und seine Bedürfnisse zu sehen, seine Meinung zu hören und zu respektieren spürbar. Der Bischof nannte denn Kirchentag eine „Krafttankstelle“ und so haben es viel erlebt.

Das Erlebte und die Veränderung in uns wollen wir in unseren Arbeitsalltag mitnehmen. Wo so mancher vor dem Kirchentag gesagt hat:

Jetzt ist die Zeit … davon spüre ich nichts!

Fünf emotionale Tage später bemerken wir: Doch – wo Menschen sich respektvoll begegnen, einander helfen, sich in ihrer Verletzlichkeit wahrnehmen und ernste Debatten führen, wie wir den Krisen begegnen können, da passiert ganz viel von diesem Reich Gottes, das uns versprochen ist. Genau jetzt, trotz der Bedrohung. Und daraus haben wir Mut geschöpft, weiter zu machen. Auch mit der Arbeit des kda für Benachteiligte oder Bedrängte in der Arbeitswelt. Das können die Beschäftigten in der Diakonie sein, die um ihre Arbeitsplätze bangen, genauso wie der Unternehmer, der angesichts der Kriegsauswirkungen auf die Wirtschaft nicht weiß, wie er seine Firma und Angestellten über den Winter bringen soll.

Wenn wir das schaffen, die Erfahrung in unseren Alltag mitzunehmen, dass ein respektvolles, sachkundiges, hörendes Miteinander nicht nur auf dem Kirchentag, sondern auch weiterhin möglich ist, dann ist der Gesellschaft langfristig gedient und uns in unseren Familien und Arbeitsbeziehungen genauso. Solange wir die kleinen Veränderungen zum Guten wertschätzen, können wir das erleben, dass die Zeit Gottes wirklich jetzt schon ist und daraus Kraft schöpfen.

2. Korinther 6, 2: Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade. Jetzt ist er da, der Tag der Rettung.

Dietlinde Peter, kda Nürnberg

Foto: Wolfgang Noack

 

Zeit, Kirche

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