„Kirchentag – was bleibt?“

Das von unseren Kirchentags-Gästen zurückgelassene Tuch hängt noch immer an der Garderobe. War’s das? Oder war da mehr?

„So viele Menschen, zuerst bin ich erschrocken, aber die waren alle so freundlich und gut gelaunt und nach den „Kirchentagen“ war die Stadt überhaupt nicht vermüllt!“

sagte mir kürzlich eine Bäckereifachverkäuferin, die sonst mit Kirche nichts zu tun hat.

Chancen, Kirche neu zu erleben?

Ein kirchlicher Mitarbeiter, sehr aktiv eingebunden in den Kirchentag, erzählte mir von den Tränen, die ihm beim Nachtgebet in der Stadt kamen, als „Der Mond ist aufgegangen…“ erklang und er vollkommen erschöpft an der Laterne lehnte.

Die Gemeinschaft als Ort des „Zur-Ruhe-Kommens“?

In Zeiten von Klimakrise, Transformationsprozessen, Krieg und Kriegsangst, einer Zeit, in der die Kirche sich neu aufstellen und orientieren muss, war der Kirchentag ein Fest zur richtigen Zeit in unserem (kirchlichen) Leben.

„Ich habe erlebt, dass es unsere Kirche noch gibt und dass wir viele sind – jung und alt, divers, politisch, dialogfähig und spirituell erfahrbar.“

So ein Kollege, mit dem ich kirchlich-diakonisch unterwegs bin mit der „Aktion 1+1“.

Und ich denke, „Jetzt ist die Zeit“, Ideen, Möglichkeiten und Phantasien, die sich aufgetan haben, umzusetzen vor Ort, in kleinen oder großen Zusammenhängen, vielleicht mit neuen Netzwerken, einfach mal machen…

Dabei möge uns folgender Bibelspruch begleiten:

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
2. Timotheus 1,7

Und dann bleibt noch diese kleine Begebenheit:

Es war heiß, nach mehreren Stunden war unser Stand in der Messehalle aufgebaut, neu betrachtet, diskutiert, verändert. Weitere kurze Arbeitsverteilung, Verabredungen für den nächsten Morgen, eiliger Aufbruch zur U-Bahn, 100 Dinge im Kopf… am Abgang zur U-Bahn noch schnell den ‚Straßenkreuzer‘ mitnehmen, das Nürnberger Sozialmagazin, vertrieben durch Verkäufer*innen, die sich dadurch ihre Grundsicherung aufbessern.

Fast schon wieder im Weiterhasten legt mir der Verkäufer die Hand auf die Schulter:

„Und heute bekommen Sie noch einen Segen von mir:
Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“

Dieser kurze Moment des Innehaltens mit diesem Mann, dem es nicht so gut geht wie mir, war eine Insel im Trubel, war ein Segen und hat uns getragen durch den ganzen Kirchentag und begleitet mich bis heute.

Dorothea Kroll-Günzel, Referentin für die „Aktion 1+1 Mit Arbeitslosen teilen“ im kda Bayern

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