Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. (Psalm 90,12)
Vielen erscheint das Leben ein ewiges Hamsterrad aus Arbeit und Konsum zu sein, bis wir sterben. Was bitte soll daran klug machen? Was soll man denn aus der Tatsache, dass wir sterben müssen, lernen?
Am 2. November feiern wir Allerseelen und gedenken der Verstorbenen. Das Totengedenken ist wichtig, das Wissen um unsere Vorfahren und unsere Wurzeln schenkt uns Identität. Wer sind wir? Vieles an dem, was uns ausmacht, verdanken wir Eltern und Großeltern, Vorbildern und Lehrern, die uns vorausgegangen sind. Allerseelen hat eine enge Beziehung zu Allerheiligen am Tag davor. Heilige sind Menschen, die eine lebendige Beziehung zu Gott haben. Darin können sie uns Vorbild sein. Aber in jedem von uns steckt das Potential, ein heiliger Mensch zu sein. Dazu braucht es keine herausragend guten Taten oder gar Wunder. Es braucht keine übermäßige Askese oder großen Opfer.
Klugheit bedeutet, dass unser Leben Tiefe bekommt, dass wir Erfüllung in dem erfahren, was wir tun. Wo unsere Ahnen uns unsere menschlichen Wurzeln bewusstmachen, wo Heilige Vorbilder sind, wie eine gelebte Beziehung zu Gott aussehen kann, können wir daraus Kraft ziehen, das Heute zu bewältigen. Klug ist, wer sein Leben annimmt und es so gestaltet, wie es von Gott gewollt war: Menschlich, mitfühlend und liebevoll. Auf der Rothenburg-Tagung des kda Bayern ging es um Spiritualität in der Arbeitswelt. Es blieb in eindrücklicher Erinnerung, wie ein Audi-Manager dort berichtete, dass er im gemeinsamen Gebet mit Kollegen plötzlich auch Vorgesetzte als Menschen in Nöten und Belastungen durch schwierige Entscheidungen wahrnahm. Er erlebte, dass sich durch das Gebet neuer Zusammenhalt und Lösungswege auftaten und wie sogar die Gebetskreise anderer Autobauer sich vernetzten und für die vermeintliche Konkurrenz und die Lösung der Automobilkrise beteten.
Das Wissen, dass wir endlich sind und deshalb die Augenblicke unseres Lebens kostbar, lässt uns hoffentlich klug handeln. Wo aus unserem Glauben daran, dass Gott es gut mit uns Menschen meint, die Kraft wächst, sich Problemen zu stellen, da wird auch menschliches Miteinander und Hoffnung auf Besserung möglich. Dann können wir zu Heiligen werden, die aus ihrer Beziehung zu Gott wertvoll für ihre Mitmenschen sind und vielleicht sogar Vorbilder für andere.
Dietlinde Peter, Verwaltungsleitung kda Bayern
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