Lehrlinge renovieren Kirchenburgen in Siebenbürgen

NÜRNBERG. Bei unserem letzten Treffen im Arbeitskreis Kirche und Handwerk berichtete Zimmermeister Wolfgang Weigl von der Münchner Bauinnung über das Projekt der Renovierung von Kirchenburgen in Siebenbürgen in Rumänien. Jedes Jahr im Frühling fährt eine Gruppe von rund 45 Lehrlingen nach Rumänien, um dort Kirchenburgen zu renovieren. So arbeiten Zimmerer, Dachdecker, Maler, Stuckateure, Straßenbauer und Glaser mit Meistern aus den verschiedenen Baugewerken an der Restaurierung der Kirchenburgen zusammen.

Kirchenburgen sind Ausdruck protestantischer Identität

Die Kirchenburgen in Siebenbürgen sind wertwolle Kulturdenkmäler. Sie wurden im 15. Jahrhundert von den Siebenbürger Sachsen errichtet. Sie sind somit seit Jahrhunderten Ausdruck protestantischer Identität. Ende der 1950er Jahre sind viele Deutschstämmige durch Familienzusammenführung weggezogen, sodass die Kirchenburgen und ihre Nebengebäude nicht mehr genutzt wurden und drohen zu verfallen.

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Eine der Kirchenburgen in Siebenbürgen, die von den 45 Lehrlingen renoviert wurde.
Foto: Wolfgang Weigl

Impulse für den sanften Toursismus werden gesetzt

Durch das Engagement der Lehrlinge und ihrer Ausbilder kommt neuer Schwung in die Dörfer. Der Bautrupp wird versorgt mit Produkten aus der Region. Zwei Frauen aus dem Dorf haben die Versorgung der Jugendlichen zu ihrer Sache gemacht. Die Idee ist, dass durch die Renovierung der Kirchenburgen wichtige Impulse für die Entwicklung des sanften Tourismus gesetzt werden.

Ein großes Abenteuer und Lernfeld zugleich

Für die Lehrlinge aus Oberbayern ist der Einsatz in Siebenbürgen ein großes Abenteuer und Lernfeld zugleich. Haben sie doch hier die Möglichkeit, gewerkübergreifend Handwerkstechniken zu erlernen und auszuprobieren. Die Fähigkeit zu improvisieren ist genauso gefragt wie die Fähigkeit zur Kooperation, wenn es darum geht eine Dachgaube ohne Kran zu errichten.

Gefördert wird die Aktion aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und dem Erasmus-Programm. An dem Projekt sind die Berufsfachschule München, die Münchner Bauinnung und die Maler- und Lackiererinnung beteiligt. Ab diesem Jahr wird die Handwerkskammer für München und Oberbayern die Projektträgerschaft übernehmen. Das Bezirkskonsistorium der Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnisses und der Verein Handwerkerschule Martinsdorf/ Siebenbürgen e.V. sind die Kooperationspartner vor Ort.

Eine gelungene Verbindung von Kirche und Handwerk

Im Gespräch zeigten sich die Mitglieder des Arbeitskreises sehr beeindruckt. Im Blick auf die Lehrlinge, die sich in ihrer Selbstwirksamkeit neu erleben, im Blick auf die Kirchenburgen, die durch das Engagement vor dem Verfall gerettet werden, im Blick auf die Dörfer, die eine neue Ortsmitte bekommen und so Siebenbürgen neu belebt wird. Es stand die Frage im Raum, ob sich ein Besuch vor Ort anbieten würde angesichts dieser sehr gelungenen Verbindung von Kirche und Handwerk.

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Wo bei uns ganz selbstverständlich der Kran eingesetzt wird, mussten die Lehrlinge bei ihrer Arbeit in Rumänien selbst Hand anlegen.
Foto: Wolfgang Weigl
Kirche, Betrieb, Ausbildung, Handwerk

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