Wo ist Dein Gott?

Im Kundencenter der Dekra, wo ich warte, dass einer unserer Dienstwagen eine neue TÜV-Plakette bekommt, liegen Autozeitschriften. Die erregen sonst nicht so meine Aufmerksamkeit. Diesmal aber zog ein kleiner Elefant meinen Blick an: Die Automarke unserer Dienstwagenflotte baut für Indien eine extra Ablage ins Armaturenbrett, damit die indischen Fahrer ihren Lieblingsgott Ganesha dort hinstellen können.

Das erinnerte mich an den ägyptischen Taxifahrer, der mich bei der letzten Dienstreise zum Bahnhof gefahren hatte. Der hatte seine Gebetskette am Spiegel hängen. Und ich dachte auch an einen befreundeten Diakon, bei dem Jesus mitfährt, in Form einer kleinen Jesusstatue. Jetzt kann man die Figuren cool finden oder kitschig, aber die Frage dahinter ist wichtig:

Wo ist Dein Gott? Fährt der mit, wenn Du zur Arbeit gehst? Oder ist Glaube für Dich etwas, was zuhause ins stille Kämmerlein gehört?

Bei einer Veranstaltung zum Thema „Beten und arbeiten“ auf dem Kirchentag und der Vorbereitung auf das gleichnamige KWA Forum im Herbst in Rothenburg sind uns viele Christen begegnet, die sich dieser Frage stellen: Wo hat Gott, wo hat mein Glaube Platz in der Arbeitswelt?

Mein Gott fährt nicht nur auf dem Weg zur Arbeit mit, hört mein Stoßgebet, wenn der Notarzt mit Getöse an mir vorbei rauscht und hört sich meine Bedenken vor einem schwierigen Gespräch an. Der ist auch da, wenn sich der Gebetskreis bei einer großen Autofirma trifft, der hilft, die Kollegin zu trösten, deren Mutter gerade gestorben ist und unterstützt den Kampf für gerechte Löhne auch in den unteren Gehaltsgruppen. Der geht mit zu den Treffen des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer, der hört die Sorgen der Diakonieangestellten, wenn die Arbeit anstrengt, und der von Karstadt freigesetzten Mitarbeiter*innen. Und manch einer von denen erzählt uns, dass er oder sie die Begleitung Gottes wirklich spürt und daraus Kraft zieht.

Also einfach mal ausprobieren: Gott mitnehmen zur Arbeit.

Er hat seit den Zeiten des Alten Testamentes versprochen, dass er mitgeht. Und als Mose nach seinem Namen fragt, antwortet er: Ich bin der „Ich bin da“. Das war revolutionär zu einer Zeit, wo man Göttern nur in Tempeln huldigte. Der Gott der Israeliten war ein umherziehender Gott. Der dabeiblieb, als sein Volk mit Mose aus Ägypten in die Wüste zog und der dabeiblieb, als sein Volk aus Israel vertrieben wurde und fern des Jerusalemer Tempels im Exil in Babylon leben musste. Sein Volk, das Angst hatte, die Verbindung zu ihm zu verlieren, weil sie vom Tempel in Jerusalem abgeschnitten waren, merkte:

Er ist noch da. Auch in der Wüste. Auch fern der Heimat. Gott geht sogar voraus und gibt Orientierung.

5. Mose 31,8
Der HERR aber, der selber vor Euch hergeht, wird mit Dir sein und wird die Hand nicht von Dir abtun noch Dich verlassen. Fürchte Dich nicht und erschrick nicht!

Dietlinde Peter, kda Nürnberg

Foto: Diakon Rainer Fuchs

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