Podiumsdiskussion zu verschiedenen Modellen der Altersversorgung

MÜNCHEN. Am 20.10.2018 lud die AKTION DEMOKRATISCHE GEMEINSCHAFT e.V. zur Podiumsdiskussion „Verschiedene Modelle der Altersversorgung; eine angemessene und sichere Versorgung für alle“ ein. Kirchenrat Schübel stellte die Position des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt vor.

Gemeinsames Ziel: Rente ohne Armut

Man war sich einig: Gegen Altersarmut, die sich ohne Reform des jetzigen Rentensystems in Zukunft verschärfen wird, muss dringend vorgegangen werden. Verschiedene Vorschläge, wie dies gelingen kann, standen im Raum. So wurden zunächst die Alterssicherungssysteme anderer Länder betrachtet. Dabei fiel auf, dass beispielsweise Österreich ein wesentlich höheres Rentenniveau hat als Deutschland.

Kirchliche Ansätze

Doch nicht nur der Blick in andere Länder bietet neue Ideen in Sachen Rente. Auch die kirchlichen Organisationen für arbeitsweltliche Fragen haben Vorschläge zur Verbesserung der Alterssicherung entwickelt.
So stellte an diesem Abend Johannes Kreller das „Cappuccino“-Modell der Katholischen Arbeitnemerbewegung (KAB) vor. Kirchenrat Rainer Schübel von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern referierte die im „Report Brennpunkt Rente“ des kda dargestellten Forderungen. Ziel beider Modelle sei die Schaffung einer Rente ohne Armut.

Das Cappuccino-Modell aus Sockelrente (486 Euro), Erwerbstätigenversicherung ergänzt um betriebliche und private Altersvorsorge ist darauf ausgerichtet, für alle Rentner eine eigenständige Mindestsicherung zu erreichen. Erziehungszeiten sollen auf 6 Jahre erweitert und auch Pflege stärker bei der Rente angerechnet werden.

Für die evangelische Seite sind laut Rainer Schübel im Anschluss an den kda die fünf wichtigsten Forderungen:

  • Mindestlohn anheben
  • Niedrige Einkommen und Zeiten der Arbeitslosigkeit aufwerten
  • Private und berufliche Pflege- und Erziehungsarbeit aufwerten. Dafür muss mehr Steuergeld ins Pflege- und Rentensystem fließen.
  • Selbständige, besonders Soloselbständige versichern
  • Rente mit Niveau, mindestens 50 Prozent

Gemeinsamkeiten

Bei einigen Forderungen besteht zwischen kda und KAB Konsens, so bei der Erhöhung des Mindestlohns und bei der Einbeziehung von Selbständigen in die gesetzliche Rentenversicherung. Im Zuge der Digitalisierung in der Arbeitswelt werde es mehr Soloselbständige geben, für die dringend eine Alterssicherung geschaffen werden muss.

Unterschiede

Es gibt aber auch deutliche Unterschiede. Das KAB-Modell begünstigt deutlich ein konservatives Familienmodell. „Die Wahl des Familienmodells Hausfrau und erwerbstätiger Mann soll nicht zu Nachteilen für die Frauen führen“ sagte Kreller. Dagegen steht für den kda die Beseitigung von Nachteilen für Frauen im Erwerbsleben im Vordergrund, wie zum Beispiel durch familiengerechte Arbeitsbedingungen und Kita-Angebote etc., Abbau des Gender-Pay-Gap und Aufwertung der sozialen Berufe auch in der Bezahlung. Aus Sicht des kda müssen Leistungen der Rentenversicherung für Erziehungszeiten und Pflegezeiten aus Steuermitteln finanziert werden, da dies gesamtgesellschaftliche Aufgaben sind.
Im KAB-Modell erfolgt die Finanzierung stärker über die Beiträge zu Rentenversicherten, also die Erwerbstätigen. Der Wert eines Rentenpunktes bei der Erwerbstätigenversicherung nach dem Cappuccino-Modell ist etwa ein Drittel niedriger als bisher. Das heißt, dass Menschen, die lange mit einem überdurchschnittlichen Verdienst gearbeitet haben nach dem KAB-Modell schlechter gestellt würden. Insgesamt würden beim KAB-Modell Leistungen, die bisher vom Staat über die Grundsicherung im Alter finanziert werden auf die Beitragszahler verlagert. Beim Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt liegt der Ansatzpunkt zu Verbesserungen der Rente in der Verbesserungen während der Arbeitsphase, also gute Arbeit und gute Löhne, Reduzierung von prekärer Arbeit und Niedriglohn.

Den Report des kda zum Thema Rente sowie einen erklärenden Kurzfilm finden Sie hier.

Titelbild: kda Bayern

Armut, Rente, Alter

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