Kennen Sie Carla Care?

NÜRNBERG. Der kda Bayern hat sich einem breiten Bündnis Evangelischer Organisationen zum Equal Care Day 2020 am 29. Februar angeschlossen. Schon lange fordern Expert*innen und Frauenverbände die gerechtere Aufteilung der Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern. In seinem report „Brennpunkt Rente“ und im Film „Rente ohne Armut“ hat der kda auf die bestehende Schieflage aufmerksam gemacht und Forderungen aufgestellt.

Mehr Sorge- als Erwerbsarbeit

Carla Care (43) hat ihren Beruf aufgegeben und kümmert sich um Kinder und Mutter. Sie leistet Sorgearbeit. Darunter versteht man „alle unbezahlte Arbeit der Haushaltsführung, Pflege und Betreuung von Kindern und Erwachsenen sowie ehrenamtliches Engagement“. So definiert es das Gutachten der Sachverständigenkommission zum 2. Gleichstellungsbericht der Bundesregierung. Diese „unbezahlte Arbeit in Haushalten beansprucht gesamtwirtschaftlich betrachtet mehr Zeit als bezahlte Erwerbsarbeit und wird in Deutschland überwiegend von Frauen geleistet. Frauen leisten im Vergleich zu Männern durchschnittlich das 1,6- fache an Hausarbeit und das 2,4 –fache an Fürsorgearbeit.“ (vgl. WSI Report 35/2017)

Care ist leider typisch Frau

In den Berufen der Sorgearbeit wie Altenpflege oder Kindererziehung sieht es ähnlich aus: Dort sind zu über 80% Frauen beschäftigt. Care-Berufe haben derzeit einen Arbeitsmarktanteil von rund 18 Prozent und sind in ihrer Ausgestaltung häufig gekennzeichnet durch: Niedriglohn oder unterdurchschnittliche Bezahlung, starke gesundheitliche Belastungen, ungewollte Teilzeit sowie fehlende Um- und Aufstiegsmöglichkeiten.

Care Arbeit ist wertvoller als Google, Facebook und Apple

Unbezahlte Arbeit ist nicht nur in Deutschland ungleich verteilt: „Frauen und Mädchen in aller Welt leisteten jeden Tag mehr als zwölf Milliarden Stunden unbezahlt Arbeit. Oxfam rechnet vor: Würde man den Frauen für diese Arbeit auch nur den Mindestlohn zahlen, dann entspreche das einem Gegenwert von über elf Billionen US-Dollar pro Jahr. Das sei 24 Mal mehr als der Umsatz der Technologie-Riesen Apple, Google und Facebook zusammen.“ (Tagesschau.de 20.01.2020) Diese Care Lücke bedeutet für Frauen, dass sie weniger Freizeit haben, oft doppelt belastet sind, weniger Einkommen haben, seltener ihr Existenz sichern können und von (Alters-) Armut bedroht und betroffen sind.

Care Day am Schalttag mit verschiedenen Aktionen

Der Equal Care Day ist eine bundesweite Initiative, die genau auf diese Wertschätzung und unfaire Verteilung von Care-Arbeit aufmerksam macht. Der Aktionstag soll das Bewusstsein schärfen, dass Care-Arbeit und Pflege, Care-Arbeiter*innen und Sich Kümmernde in unserer Gesellschaft allzu oft schlecht bis gar nicht honoriert werden und es neue Impulse braucht. Der Termin am Schalttag, der in den Jahren dazwischen übergangen wird, weist darauf hin, dass Care-Arbeit als weitgehend „unsichtbare Arbeit“ gilt, die oft nicht wahrgenommen und nicht bezahlt wird.
Der kda Bayern hat sich einem breiten Bündnis evangelischer Organisationen angeschlossen, das dieses Anliegen unterstützt. Dazu gehören das forum frauen und forum familie im Amt für Gemeindedienst, die Diakonie, das FrauenWerk Stein, die Fachstelle für Alleinerziehende, die Stabsstelle für Chancengerechtigkeit der ELKB sowie die Rummelsberger Akademie gehören.

Auch der bayerische Landesfrauenrat hat in einer Stellungnahme gefordert, die Wertschöpfung der unbezahlten Care Arbeit in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung sichtbar zu machen und dafür regelmäßige statistische Erhebungen und wissenschaftliche Untersuchungen zur bezahlten und unbezahlten Care-Arbeit in Bayern durchzuführen. Außerdem braucht es Rahmenbedingungen für die gerechte Aufteilung der Care-Arbeit zwischen Männern und Frauen, z. B. bei der Elternzeit sowie gute Arbeitsbedingungen und angemessene Entlohnung in der bezahlten Care-Arbeit.
Die Frauen im DGB begehen den Care Day am Schalttag 29. Februar in Nürnberg mit einem Frauengipfel. Und die Dekanatsfrauenbeauftragten in Nürnberg führen bei einem Candle-Light-Dinner dazu Gespräche mit der OB-Kandidatin Verena Osgyan.

Armut, Rente, Frauen, Geschlechtergerechtigkeit

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