Unbekannte Friedensstifter

Sie sitzen in den Gremien der sozialen Sicherungssysteme, in Betriebs- und Personalräten, in Mitarbeitervertretungen und bei Tarifverhandlungen. Sie sitzen und sitzen, verhandeln und beraten, informieren und diskutieren, streiten auch mitunter und das stunden-, teilweise nächtelang. Manche sind berufen, viele gewählt. Einige sitzen dort im Ehrenamt, die meisten auch in ihrer Freizeit. Und die Sitzungen enden nicht, wenn sie aufhören zu sitzen. Oft nehmen sie Fragen und Fälle mit, Ungelöstes und Konfliktreiches, tragen es in ihren Herzen und in ihre Familien, suchen und ringen nach Lösungen und Klärungen bis hinein in den dann unruhigen Schlaf.

Ich nenne sie die unbekannten Friedenstifter. Sie tragen Konflikte, auch manche Großkonflikte stellvertretend für uns aus. Ohne sie wäre der gesellschaftliche, soziale Friede, den wir tagtäglich erleben können, kaum so ausgeprägt in unserem Land. Wer andere Länder bereist hat, in denen sich die Reichen hinter den Mauern ihrer Gated Communities verschanzen, in denen Raubmorde zum Alltag zählen oder in denen man von Einheimischen hört, in welche Straßenzüge und Viertel man besser seinen Fuß nicht setzen sollte, der kann sich vorstellen, wie wertvoll dieser Friede ist.

Ich möchte ihnen danken, den unbekannten Friedenstiftern, für ihre Friedensarbeit, all jenen, die sich in diesem Jahr bei der Sozialwahl haben aufstellen lassen, all jenen, die derzeit an den Verhandlungstischen sitzen, um gute, tragfähige Tarifwerke für die nächste Tarifperiode auszuhandeln, all jenen, die in Betriebs- und Personalräten oder Mitarbeitervertretungen die Interessen der Beschäftigten zum Wohl ihres Betriebs vertreten. Ich möchte ihnen danken, auch ihren Helfern und Unterstützerinnen, den Sekretariaten und Referent*innen, die Sitzungsunterlagen vorbereiten, zu Sitzungen einladen, für Räume und Verpflegung sorgen, Protokolle verfassen und versenden. All das gehört zur Friedensarbeit dazu. Und ich möchte ihnen zusprechen, was Jesus den Friedenstiftern zugesprochen hat: „Glücklich sind die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matthäus 5,9)

Peter Lysy, stellvertretender Leiter kda Bayern

Bild: Nelosa / Getty Images via Canva

Geistliches, Politik, Arbeitnehmende, Betrieb, Konflikt

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