Noch drei Tage bis zum Fastenbrechen, noch drei Tage bis Karsamstag.
Wie haben Sie, wie hast Du dieses Jahr gefastet? Worauf hast du verzichtet? Auf nichts, weil die Akkus alle waren?
Ich kann gut verstehen, dass nach den letzten Jahren – in denen wir von Virenkrise zu Friedenskrise stolpern und weiter die Augen vor der Klimakrise verschließen – freiwilliger Verzicht nur ein Teil der menschlichen Antwort auf diese schwierigen Zeiten ist.
„7 Wochen ohne“, so beginnt der Slogan der evangelischen Fastenzeit. Dieses Jahr meinte das „ohne“ eigentlich „mit“, denn das Motto ist: „Sieben Woche ohne Alleingänge“.
Und so scrolle ich jetzt beim Schreiben dieses Textes, kurz vor Beginn der Fastenzeit durch die wöchentlichen Vorschläge und Begleitmaterialien zur Fastenzeit. Ich sehe, was du hoffentlich erlebt hast:
Du bist „miteinander gegangen“ in die Fastenzeit (Woche 1), hast mit deinen Liebsten Zeit verbracht (Woche 2), hast mit „denen da drüben“ Toleranz entwickelt, warst in der Schöpfung, mit der weiten Welt, hast dich um deine Anvertrauten gekümmert und bist nun, in Woche 7, mit Gott.
Ganz schön anspruchsvoll, diese Fastenzeit! Und voraussetzungsvoll, denn Zeit ist die knappe Ressource, die wir als Erwerbstätige oftmals nicht haben oder in der so vieles übereinander gelagert ist, dass wir unter all den Schichten das wirklich Wichtige nicht mehr sehen.
Wir wünschen uns und freuen uns darauf, in der Karwoche mit Gott zu sein.
Aber beim Schreiben dieses Textes, an einem regnerischen Tag, an dem wieder schlechte News die Nachrichtlage dominieren, erscheint mir alles so fern. Skurrile Karnevalsbilder, die der Fastenzeit vorausgingen, haben diesen Eindruck noch verstärket, statt karthartisch zu wirken. Vielleicht ging es dir ebenso.
Und nun sind die Sieben Wochen fast rum. Um mit Gott zu sein, braucht es Zeit. Zeit und Gemeinschaft mit anderen. Für mich als Working Woman, als Mama Annelies, als Freundin, als Schwester, als…. Aber auch Zeit für sich allein.
„Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten“. (Psalm 139,9–10)
In den stillen Tagen der Passionszeit wird deutlich, dass, egal was passiert, Gott immer an unserer Seite ist und wir nie ganz allein sind.
Annelies Bruhne, Referentin im Evangelischen Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt (KWA) und im kda Hannover
Bild: Pixabo