Bin ich systemrelevant? Als alle Welt in die Heimbüros abtauchte, wurde plötzlich klar, systemrelevant sind vor allem die, die nicht zu Hause bleiben können: Krankenpfleger, Busfahrerinnen, Verkaufspersonal, die Müllabfuhr … die, deren Fehlen schmerzlich bemerkt werden würde.
Den Kirchen warf man vor, allzu willfährig und ohne Widerspruch die Regelungen der Regierung umgesetzt zu haben und sich nicht einmal gegen das Verbot der Gottesdienste gewehrt zu haben. Nicht systemrelevant, die Kirche. Mancher hätte sich wohl ein lauteres, politischeres Auftreten der Kirche gewünscht. Aber wer ist denn „die Kirche“? Das ist doch die Gemeinschaft der glaubenden Christen. Und die habe ich nicht als untergetaucht erlebt.
Dass wir freiwillig darauf verzichtet haben, uns zu großen Gottesdiensten zu treffen, dass wir aus Respekt vor den anderen Masken tragen und auf gemeinsames Singen weitgehend verzichten, das ist ein Akt der Nächstenliebe, weil es auf jeden und jede ankommt. Auch auf die Älteren, Schwächeren, oder nicht ganz Gesunden. Es macht einen Unterschied, wie wir miteinander umgehen. Gerade Christen sollen und können sich dafür einsetzen, dass unser Umgang miteinander in Kirche und Gesellschaft ein anderer ist.
Bin ich systemrelevant? Kommt es auf mich an? Ja! Absolut. Jeder Mensch ist einmalig und für Gott wichtig. Ihm ist es nicht egal, wie es mir geht, er hat Freude am Wohlergehen der Menschen und er hat versprochen dabei zu bleiben, wenn jemand leidet. Wir dürfen seine Botschafter sein, gelassen und aufmerksam für die Bedürfnisse des Nächsten durch die Welt gehen, Hoffnung nicht aufgeben auf eine Besserung und unseren kleinen Teil dazu beitragen. Zugewandt, aufmerksam, wo wir gebraucht werden, uns für Menschen einsetzen. Meine Angst vor Ansteckung überwinden und der Nachbarin helfen, vorsichtig widersprechen, wenn die Freundin aus Angst einen Sündenbock sucht, für den Fortbestand von Karstadt demonstrieren und mit dem Rad fahren, selbst wenn es wenig ist. Denn genau auf mich kommt es an. Für Gott sind alle systemrelevant. Jeder einzelne.
„Ich danke dir dafür, dass ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl!“ (Psalm 139,14)
Dietlinde Peter, kda Nürnberg
(Titelbild: Gordon Johnson/ pixabay.com)