Bewährte Menschen

An dem Mittwoch, an dem wir diese Andacht freischalten, ist Allerheiligen. In der katholischen Kirche ist es der Gedenktag all jener Heiligen, die keinen eigenen Feiertag im Kirchenjahr haben. Was macht einen Menschen zum Heiligen? Und was bedeutet das überhaupt, „heilig“ zu sein? In der katholischen Tradition gelten all jene als heilig, die nach dem Tod sogleich „bei Gott sind“. Erwiesen wird das dadurch, dass Gebete an jene Heiligen erhört werden, weil sie durch ihre besondere Nähe Gott direkt in den Ohren liegen können. Zudem wird ihr Leben in der Regel als ein vorbildliches Wandeln nach Gottes Willen erzählt. „Heilig sein“ heißt also „dem Heiligen nahe sein“.

Von den Heiligen wird schon in der Bibel gesprochen. So grüßt Paulus in seinen Briefen eingangs jeweils seine Gemeinden als „die Heiligen“ (Römer 1,7; 1.Korinther 1,2; Philipper 1,1;…) in den jeweiligen Orten. Daran knüpft unser Glaubensbekenntnis an, wo wir bekennen: „Ich glaube an die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen,…“. Heilige, so scheint es also, finden sich auch diesseits des Todes, mitten unter uns.

Wie ist das zu verstehen? In dem paulinischen Gruß an die Heiligen steckt eine gesamtbiblische Verheißung. Es ist die Verheißung, dass Menschen unter uns leben, die den heiligen Gott an sich handeln lassen, so dass Gottes Güte durch alles Not und Elend dringt, dass Gottes Wille geschehe wider alle destruktiven Mächte, dass Gottes Gerechtigkeit der Rechtlosigkeit und Barbarei widersteht. Was macht solche Menschen aus? Es ist „ein hörendes Herz“, auf das hörend, was Gott diesem Herzen zu sagen hat, dass es nach Gottes Willen schlägt. Um solch ein hörendes Herz lässt sich nur bitten, wie es König Salomo tat (1.Könige 3), das Paradebeispiel des weisen, des auf Gott hörenden Königs, der recht und gerecht zu urteilen weiß, weil er sich Gottes Geboten anvertraut als Wegweiser für ein gutes Unterscheiden. In diesem Urteilen wird Gottes Wille wirksam und sichtbar in der Welt. Gottes Gebote bewähren sich in diesem hörenden Handeln und die Hörenden bewähren sich als Zeugen von Gottes Willen. Daher heißen die Heiligen in der am hebräischen Sinn orientierten Übertragung des Ersten Testaments von Martin Buber auch „die Bewährten“.

Bewährungsfelder für solche hörenden Herzen gibt es im Arbeitsleben genug, im Kleinen wie im Großen. Wie klärt man Konflikte im Team so, dass man jedem und jeder und der gemeinsamen Aufgabe gerecht wird und damit zum Frieden im Betrieb beiträgt? Wie kann man mit Veränderung im eigenen Geschäftsfeld so umgehen, dass einen die Sorge um die eigene Zukunft nicht den Blick verstellt für die Frage nach dem zeitgemäßen Auftrag? Wie erhält man Arbeitsbedingungen im eigenen Betrieb und der eigenen Wertschöpfungskette, die nicht nur effizient, sondern auch menschengerecht sind? Ihnen werden gewiss noch viele andere Fragen einfallen, Fragen, die Ihre eigenen Bewährungsfelder beschreiben.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie inmitten dieser Bewährungsfelder für sich und für andere um ein hörendes Herz zu bitten wissen in der Hoffnung auf die biblische Verheißung, dass Gott ihr hörendes Herz recht ansprechen wird.

Pfarrer Peter Lysy, Leiter kda Bayern

Bild: via Canva

Gerechtigkeit, Ethik, Geistliches

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