BAD ALEXANDERSBAD. Unter dem Titel „Burnout im betrieblichen Kontext“ trafen sich Personalverantwortliche, Gesundheitsbeauftragte und Beratende aus verschiedenen Firmen und Einrichtungen für Informationsaustausch und Vernetzung. Eingeladen hatte das Evangelisch Bildungszentrum Bad Alexandersbad in Person von Pfarrer Peter Hirschberg – der kda Bayern war mit dabei.
Immer mehr Menschen betroffen
„Nach dem Urlaub war ich so fertig wie vorher“. Plastisch schildert Andreas Büttner seinen Weg in den Burnout. Eine psychische Störung, die einer Depression ähnelt und die es als eigene Krankheitsdiagnose laut WHO gar nicht gibt, betrifft immer mehr berufstätige Menschen aus den verschiedensten Berufsparten. Siegfried Ecker von der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung (KAB) argumentiert: Unsere globalisierte Wirtschaftsordnung, die steigenden Druck auf Betriebe, Beschäftigten und alle Lebensbereiche ausübt, ist eine Ursache für den Anstieg von psychischen Erkrankungen in der Arbeitswelt. Gesetzliche Maßnahmen des Arbeitsschutzes, Hilfsangebote für Betroffene und auch Leitfäden für Verantwortliche in Betrieben, die ein solches Ausbrennen verhindern oder die Auswirkungen behandeln können, gibt es viele, wie kda-Referentin Hanna Kaltenhäuser bei einem informativen Überblick erläutert.
Belastungen in allen Berufsbereichen
Burnout hat viele Facetten, je nachdem, mit welchen Belastungen Arbeitnehmende konfrontiert sind: Der Übertritt in der vierten Grundschulklasse ist Stressthema für Lehrer*innen und Schüler*innen genauso wie die zusätzliche Aufgabe der Inklusion an Schulen. Die tägliche Emotionsarbeit im Krankenhaus mit Schichtbetrieb ist anstrengend und zuhause darf „frau“ gleich als Pflegekraft weiter machen. Einsätze bei Unfällen oder häuslicher Gewalt, zwischen den Fronten bei einer Demonstrationen – Polizist*innen haben viele belastende Situationen zu bewältigen. In Wirtschaftsbetrieben verändern sich die Geschäftsmodelle, neue Arbeitsplätze entstehen, neue Technik will gelernt sein. „Eigentlich brauchen die Menschen Begleitung dabei, denn Veränderungen machen Angst“, so eine Führungskraft.
„>Ich bin überfordert< sagt doch keiner“
In der Diskussion bestand Einigkeit darüber, dass die Betroffene sehr hohe Erwartungen an sich haben. Berufs-Ideal und Realität im Beruf klaffen aber oft weit auseinander. Erfolgserlebnisse bleiben so aus, man hat das Gefühl, versagt zu haben. Hinzu kommt, dass Krankheit oder gar psychische Störungen ein Tabu-Thema in der Arbeitswelt sind und viele Betroffene das als eigene Schwäche auslegen. Deshalb „kommen die meisten erst, wenn es zu spät ist“, wie der Vertreter des Sozialpsychiatrischen Dienstes weiß. In vielen Fällen sind die Menschen in der Beratung dort schon lange Zeit krankgeschrieben, haben vielleicht auch schon einen Klinikaufenthalt hinter sich und große Schwierigkeiten, wieder in den Arbeitsprozess zurück zu finden.
Gesprächsangebote machen
Eigentlich eine Führungsaufgabe, die Symptome zu erkennen und anzusprechen, so eine Diskussions – Teilnehmerin. Etwa in einem Mitarbeitenden-Gespräch mit „Ich-Botschaften“ die eigene Beobachtung schildern: >Ich habe bemerkt, dass Sie nicht mehr zur Mittagspause mit den Kolleg*innen kommen<. Ein Gesprächs-Angebot machen und signalisieren: Ich nehme Dich wahr. Allerdings ist es nicht immer einfach für die Führungskraft, den Spagat zwischen beurteilender Leistungskontrolle und der vertrauensvollen Seelsorge zu schaffen. Gut, wenn es die Möglichkeit gibt, sich mit dem Anliegen „Ich kann nicht mehr“ an eine betriebliche Sozialberatung oder den Betriebsrat zu wenden.
Gute Beispiele machen Hoffnung
Best Practice Beispiele sollen die Veranstaltung abrunden und auch anregen, sich zu vernetzen und im Gespräch zu bleiben. Ein extra geschulter psychologischer Ersthelfer berichtet, wie er mit dem Satz „Es bleibt unter uns“ Gesprächsangebote für die Kolleg*innen macht. Falls gewünscht, kann er Hilfe vom Personalrat oder dem psychologischen Dienst hinzuziehen. Ein Stress-Bewältigungs-Training, das bei der Einsatz-Bewältigung hilft, wird heute für die Polizei-Beamten angeboten und ist selbstverständlicher Teil der Fortbildungsangebote. Anderswo wurde bei Fortbildungen das Wort Burnout in der Ausschreibung vermieden, um das Thema aus der „Psycho-Ecke“ heraus zu holen. Unter dem Titel „Wie halte ich mein Wochenende stressfrei“ wurde dann trotzdem Belastung und Überforderung angesprochen. Und in der Gesundheitsregion Nordostoberfranken profiliert sich das ALEX-BAD mit Angeboten zum betrieblichen Gesundheitsmanagement. Inhouse Angebote helfen Firmen, intern über die Themen Stress und Überlastung zu informieren, Gesundheitstage anzubieten, Gesundheitszirkel für Beschäftigte einzurichten oder eine psychische Gefährdungsbeurteilung durchzuführen.