Innere Störung

Kürzlich bei einem Treffen von Mitgliedern des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer (AEU) in der Region München kamen wir auf die Frage, warum sich eigentlich Menschen zum AEU halten. In 16 Regionen gibt es Gruppen des AEU in Deutschland, der nach eigenem Selbstverständnis „ein von ehrenamtlichem Engagement getragenes Netzwerk protestantischer Unternehmer, Manager und Führungskräfte“ ist. Was macht dieses Netzwerk aus? Was treibt die Menschen an, die dort aktiv sind? Was könnte andere interessieren, Teil dieses Netzwerkes zu werden?

Bemerkenswert fand ich eine Aussage, die viele im Raum teilen konnten: immer wieder empfinden sie in ihrem Arbeitskontext bei Entscheidungen eine innere Störung, die andere in ihrem Arbeitsumfeld so nicht erleben. Es ist eine innere Störung, die aus ihrem Selbstverständnis als Christin, als Christ herrührt. Sie drückt sich aus in der nicht zu beruhigenden Frage, ob eine Entscheidung wirklich die richtige, die bestmögliche, die menschen- und sachgerechteste ist in all den Zielkonflikten, die ein Entscheidungshorizont stets enthält. Im Arbeitskontext lässt sich über diese innere Störung kaum sprechen. Andere würden diese gar nicht verstehen oder sich nur wundern. So eine innere Störung würde nur aufhalten. Und Entscheidungen müssten doch gefällt werden, möglichst schnell, zeitnah, effizient. Störungen stören da nur.

Beim AEU hingegen ist Platz für diese innere Störung. Da begegnen sich Menschen, die diese innere Störung kennen, die erleben, dass man ihr miteinander nachgehen kann in einem Raum voller business people. Weil diese business people eben nicht nur business im Sinn haben, sondern einer Berufung nachspüren, einer Berufung, die eben business as usual so einfach nicht möglich macht. Es ist eine Berufung, die durch Gottes Geist ausgelöst ist, ein Geist, dessen Kennzeichen die Fähigkeit zum Mitleiden ist mit allem, was in dieser Welt Not leidet (vgl. Römer 8,18ff.), ein Geist, der alte Denkmuster aufbricht, um Gottes Güte voranzubringen (vgl. Apostelgeschichte 10), ein Geist, der einen „in alle Wahrheit leitet“ (Johannes 16,13) und damit Lügen nicht das Feld überlässt. Dieser Geist Gottes kann nicht anders als innere Störungen auslösen. Innere Störungen können daher sehr wohl ein Zeichen des Wirkens dieses Geistes sein. Umso schöner, dass Menschen im AEU Raum, Zeit und Gesprächspartner haben, um den inneren Störungen, die sie beruflich erleben, nachzugehen.

Pfarrer Peter Lysy, Leiter kda Bayern

Bild: Michael Schueller via Pixabay

Führungskräfte, Arbeitsbedingungen, Geistliches

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