Mit ausgestreckter Hand

MÜNCHEN. Die Jubiläumstour der „Aktion 1+1 – Mit Arbeitslosen teilen“ machte im Oktober Station im Münchner Norden. Seit 1994 verdoppelt die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern im Rahmen von „1+1“ jeden gespendeten Euro, um Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose und Ausbildungsplätze für Jugendliche mit erhöhtem Förderbedarf zu bezuschussen. In der Jungen Arbeit und dem Stadtteilcafé der Diakonie Hasenbergl werden seit längerem solche Plätze gefördert. Auf Einladung des kda Bayern, zu dessen Aufgabenbereichen die Aktion gehört, konnten Spender*innen und Pfarrer*innen aus ganz Bayern einen Einblick in die sozialdiakonische Arbeit im Stadtteil Hasenbergl bekommen.

Kontakt halten

Die Junge Arbeit bietet rund 75 Ausbildungsplätze mit intensiver sozialpädagogischer Begleitung in den Gewerken Schreinerei, Malerei und Siebdruck/ Medientechnologie an. „Es geht um Teilhabe. Das ist ganz wichtig,“ so Monika Funk, Leiterin des Bereichs Arbeitswelt und Jugendhilfe der Diakonie Hasenberg. Bei der Besichtigung der Werkstätten und in den Gesprächen vor Ort zeigten sich die Teilnehmer*innen insbesondere von der pädagogischen Haltung beeindruckt, mit der die Fachanleitungen und Sozialpädagog*innen den jungen Menschen gegenübertreten. „Wir begegnen unseren Klient*innen mit einer Pädagogik der ausgestreckten Hand“, erklärte Jeanette Boetius, pädagogische Leitung der Jugendhilfe der Diakonie Hasenbergl. „Fast alle kommen mit einer ausgeprägten Biographie des Scheiterns. Da ist das Zentrale das Kontakt-Halten.“ Dies sei zwar mitunter sehr anstrengend für beide Seiten, doch am Ende lohne es sich. „Fast 80 Prozent der jungen Menschen, die zu uns kommen, können die Junge Arbeit erfolgreich mit einer Qualifizierung oder abgeschlossenen Ausbildung in der Tasche verlassen,“ so Funk.

Halt trotz Lebenskrisen

Zum anschließenden Mittagsimbiss ging es ins Stadtteilcafé. Hier erhalten langzeitarbeitslose Frauen eine Perspektive für einen Wiedereinstieg ins Berufsleben. Insgesamt bietet es 17 Stellen im Bereich Küche, Service und Büro für Frauen, die in München Arbeitslosengeld II beziehen. Viele von ihnen können aufgrund von Suchtproblemen, Gewalterfahrungen oder vielschichtigen Problemen am sogenannten „ersten Arbeitsmarkt“ keine Anstellung finden. Dabei ist gerade in diesen Situationen der Arbeitsplatz im Café in vielen Fällen ein wichtiger Ankerpunkt im Leben der Frauen.

Freiräume durch Spenden

In den Gesprächen wurde deutlich, wie wichtig die Gelder der „Aktion 1+1“ für beide Projekte sind. Sie schaffen im Finanzhaushalt der Einrichtung kleine Freiräume, um Neues zu entwickeln, das über das Notwendige hinausgeht. Einzelspenden oder Spenden von Kirchengemeinden für die „Aktion 1+1“ sind deshalb eine zentrale Säule der Arbeit vor Ort.

Fotos: Diakonie Hasenbergl

Die Besucher*innen der Diakonie Hasenbergl im Foyer der Werkstätten von "Junge Arbeit".
Ausbildung, Arbeitslosigkeit, Solidarität, Betrieb

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