NÜRNBERG. Am Sonntag, 24. September 2023, lud der „Rat der Religionen Nürnberg“ an den „Kubus der Religionen“ zu einer Multireligiösen Feier anlässlich der Preisverleihung zum Internationalen Menschenrechtspreis 2023 ein. Diesjähriger Preisträger war Malcolm Bidali aus Kenia. Er hatte im Rahmen einer verdeckten Recherche aufgezeigt, unter welchen katastrophalen Umständen afrikanische Arbeiter als „Arbeitssklaven“ im Golfstaat Katar leben und arbeiten müssen. Die Ansprache im Rahmen der Multireligiösen Feier hielt Pfarrer Peter Lysy, Leiter des kda Bayern.
„Es war dem Rat der Religionen Nürnberg eine ganz besondere Ehre den diesjährigen Preisträger Malcolm Bidali kurz vor der Preisverleihung zusammen mit Oberbürgermeister Marcus König und vielen weiteren Vertretern der Stadtgesellschaft und den Religionsgemeinschaften Nürnbergs zum multireligiösem Gebet begrüßen zu dürfen.“,
so die Organisatoren.
Im Anschluss an die Grußworte des ersten Vorsitzenden des Rates der Religionen Nürnberg, des evangelischen Stadtdekans Dr. Jürgen Körnlein, sowie von Anne Brasseur (Jurymitglied, Internationaler Nürnberger Menschenrechtspreis) gab es Beiträge von Vertreter*innen der verschiedenen Religionsgemeinschaften.
Danach hielt Peter Lysy eine Ansprache. Angelehnt an den bekannten Gospel “Go down, Moses” rief er die biblische Geschichte Moses in Erinnerung. Die anschließende Preisverleihung lenkte den Blick auf die komplexen Zusammenhänge und Verwicklungen globaler Arbeitsmigration, Ausbeutung und Menschenrechtsverletzungen. Diese Themenstränge griff auch Peter Lysy auf:
Immer geht es in der ideologischen Grundlegung um die wesentliche Unterscheidung zwischen Mensch und Nicht-Mensch, ob definiert als „Herr“ und „Sklave“, als „Mensch“ und „Tier“, gar „Ungeziefer“, als „Normal“ und „Behindert“, ja – und das gehört auch zur Wahrheit – auch als „Mann“ und „Frau“.
Diese Unterscheidung versklavt und vernichtet. Diese Unterscheidung macht aus Menschen etwas anderes, dem keine oder nur eingeschränkte Rechte gehören. Diese Unterscheidung ist höchst lebendig unter uns. Sie zeigt sich in den Debatten, die wir führen über die so genannte Einwanderung in soziale Sicherungssysteme oder über Integration in Schule und Beruf. Sie zeigt sich aber auch in den Schlachthöfen, auf den Erdbeer- und Spargelfeldern oder im Logistik- und Transportgewerbe auf unserem Kontinent, dort, wo Menschen menschengerechte Löhne und Arbeitsbedingungen vorenthalten werden.
Wo ist der Widerstand gegen diese höchst lebendige Unterscheidung zu finden? Wer kann ihr wehren?
Lysy erinnerte, dass die Befreiung von Unterdrückung oft in kleinen Schritten erfolge. In der biblischen Geschichte sei sie mitten aus dem Volk erfolgt von den hebräischen Hebammen Schifra und Pua, die sich listig weigerten, auf den Pharao zu hören und alle männlichen Nachkommen umzubringen.
An den Preisträger gewandt, schloss Lysy:
Auch wenn diese Rechte Tag für Tag an so vielen Orten mit Füßen getreten werden, die Geschichte der Befreiung setzt sich fort. Das ist das, so denke ich, was wir heute feiern, wenn wir Sie, Malcolm Bidali, gleich ehren.
Mit dem symbolischen Knüpfen von Bändern, Friedensworte aus den Religionen und einem Segen von Stadtdekan Dr. Körnlein endete die Multireligiöse Feier.
Bilder: Lysy (oben), Bidali und Nürnbergs OB König (unten), Baumgardt/ Ev.-Luth. Dekanat Nürnberg