Was ist Berufsethik?

KAUFBEUREN. Im Rahmen der Vortragsreihe zum Thema „Berufsethos“ beim Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing in Kaufbeuren war Peter Lysy, Leiter des kda Bayern, kürzlich zum Einführungsabend eingeladen, um auszuleuchten, was Berufsethik eigentlich ist.

„Was ist ein Beruf?“ Mit dieser Frage an das Publikum eröffnete Pfarrer Peter Lysy einen Abend, der geprägt war von Information und lebhafter Diskussion. Ein Beruf kann klassisch definiert werden nach der Tätigkeit, der ausgeübten Funktion aber auch nach der Zielsetzung. Zugleich gibt es die Unterscheidung nach „profit“ und „non-profit“. Für Peter Lysy üben nämlich auch die zahlreichen Ehrenamtlichen in ihren jeweiligen Bereichen einen – wenn auch unbezahlten – (Neben-)Beruf aus. In einem kurzen Exkurs verwies er auf Martin Luthers Aussage „Wie ist’s möglich, dass Du nicht berufen seiest?“. Diese „Berufung“ eines jeden Getauften verlange von diesen, dass sie an ihrem Ort, in ihrer Aufgabe, gegenüber ihren Mitmenschen nach Gottes Willen handeln, ihren „Stand“ (= ihre Arbeit) ernst nähmen.

Für uns heute bedeute dies, die übertragenen Aufgaben in der bestmöglichen Güte zu erfüllen, was Vertrauen schaffe sowohl in die Person und den Berufsstand. Diese „bestmögliche Güte“ speist sich aus Wissen und Erfahrung; dabei müsse man offen bleiben für Neues.

Quellen dafür seien die eigenen Erfahrungen, die eigene Sozialisation, vorgelebte Werte, aber auch Rückmeldungen von Kolleg:innen, Untergebenen – kurz von den Menschen, mit denen man in Kontakt ist.
Wichtig für die „Güte“ der Arbeit sei auch die Qualität der formalen Ausbildung, in der die Umsetzung der Kenntnisse eingeübt wird, denn Qualität hat eine ethische Seite. Dazu kämen gute und auch schlechte Vorbilder. Ältere Berufskolleg:innen seien immer Vorbilder – im Positiven wie im Negativen („So will ich nie werden!“).

Letztlich tragen auch die „Codices“ in den verschiedenen Bereichen zur Verlässlichkeit bei. z.B. das Leitbild des „ehrbaren Kaufmanns“, wie es im §1 des IHK-Gesetz formuliert ist, oder das Genfer (Ärzte-)Gelöbnis, das den hippokratischen Eid abgelöst hat. Generell gehört zu einer ethisch verantwortungsvollen Berufstätigkeit nach Peter Lysy eine gute Kenntnis der jeweils relevanten Rechtskreise, aber auch die Bereitschaft, das Recht bei Bedarf weiter zu entwickeln.

Mit Dank an Gerd F. Thomae, Autor des Artikels und Sprecher des Leitungsteams des Freundeskreises Kaufbeuren der Evangelischen Akademie Tutzing

Arbeitnehmende, Ethik, Arbeitsbedingungen, Selbständigkeit, Führungskräfte

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