Alles hat seine Zeit

Die Woche vor Ostern ist immer spannungsreich. Draußen schreit alles nach Aufbruch und Wachstum, die Knospen der Sträucher, die Vögel. Das entspricht unserem Bedürfnis nach Sonne und Licht. Dagegen stehen in der Kirche die Tage der Fastenzeit, die eher zum Nachdenken und zur Umkehr anregen wollen, und die stillen Tage wie Karfreitag mit seinem Tanzverbot, welches weniger kirchlich geprägten Menschen kaum noch einleuchtet.

In der Arbeit herrscht Zeitdruck, die Feiertage machen die Wochen zu kurz für alles, was schnell noch erledigt werden muss, bevor es in den Osterurlaub geht. Dabei klagen viele Arbeitnehmer und besonders Arbeitnehmerinnen ohnehin über steigenden Druck. Überall nimmt die Belastung zu, weil Personal fehlt und die Arbeit trotzdem nicht weniger wird.

Wenn dann noch Reisevorbereitungen dazu kommen oder nebenbei das Osterfest mit der Familie organisiert werden soll, kommen viele an ihre Grenzen. Dabei sollte die Zeit des Frühjahrs und der Osterfeiertage doch neue Kraft und Energie ausstrahlen. So sehr Stress belasten kann und wir auf uns und unsere Kräfte achten müssen: es wird nicht aufhören. Immer kommen neue Anforderungen.

Der Prediger Salomo spricht trotz seiner etwas antiquiert anmutenden Sprache sehr aktuelle Erkenntnisse aus. Dass nämlich Leben genau zwischen Gegensätzen stattfindet, zwischen nachdenklicher Ruhe und Trubel und Feiern, zwischen Arbeit und etwas Schaffen und Ausruhen und Urlaub machen. Und auch zwischen den globalen Extremen, die wir gerade erleben. „Alles hat seine Zeit“ sagt der Prediger. Strom, Energie fließt nur, wo es beide Pole gibt. Wenn wir lernen, das Schwanken zwischen Gegensätzen als unausweichlich zu erkennen, können wir daraus Energie ziehen. Der Wechsel zwischen Anspannung und Ruhe macht uns lebendig.

DER PREDIGER SALOMO (KOHELET) (Pred. 3,1-8)

Alles hat seine Zeit

1 Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: 2 geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; 3 töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; 4 weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; 5 Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; umarmen hat seine Zeit, und sich des Umarmens zu enthalten hat seine Zeit; 6  suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; 7zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; 8 lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.

Dietlinde Peter, Verwaltungsleitung kda Bayern

Bild: 153photostudio / Getty Images via Canva

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