Schere der Arbeitsbelastung geht immer weiter auseinander

NÜRNBERG. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich die Situation in vielen bayerischen Betrieben grundlegend verändert. Die aktuellen Arbeitsbedingungen gehen immer weiter auseinander. Auch die Mitarbeitenden des kda Bayern stehen vor großen Herausforderungen, um als Arbeitsseelsorger*innen bei den Menschen vor Ort zu sein. Der Virus schränkt die Kontaktmöglichkeiten enorm ein. Im kollegialen Austausch wurden heute dennoch einige Punkte deutlich, die Berufstätige derzeit umtreiben.

Überlastung in der Pflege

Je nach Branche und Produkt kämpft ein Teil mit völliger Arbeitsüberlastung. Gerade im Pflegebereich arbeiten viele im „roten Bereich“. „Eine Pflegekraft hat mir gesagt: ‚Wenn das rum ist, suche ich mir einen anderen Job.‘“, weiß Ulrich Gottwald vom kda in Augsburg zu berichten. „Und vermutlich denken viele in diesem Bereich so.“
Systemrelevanz darf sich nicht nur in Applaus und einer einmaligen Prämie niederschlagen. Deshalb tritt der kda Bayern seit Langem für dauerhaft bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte ein. Sollten nach der Corona-Pandemie wirklich viele Beschäftigten ihren Beruf aufgeben, so würde dies den bereits bestehenden Fachkräftemangel enorm verschärfen. Die Folgen für alle, die im Krankenhaus oder Altenheimen auf Pflege angewiesen sind, wären verheerend.

Beruf und Kinderbetreuung zehren an den Kräften

Die Situation in Kindertageseinrichtungen macht eine weitere Problematik deutlich. Zwar darf dort eigentlich nur eine Notbetreuung angeboten werden, allerdings sind viele Eltern darauf angewiesen, dass ihr Kind tagsüber betreut wird. Die aktuelle Aufstockung des Kinderkrankengeldes auf 20 Tage pro Kind pro Elternteil (40 Tage bei Alleinerziehenden) in 2021 ist in der Praxis oft keine Lösung. „Viele Arbeitnehmende im Einzelhandel können es sich einfach nicht leisten, so viele Tage daheim zu bleiben,“ gibt Evi Pohl aus Schweinfurt zu bedenken. Gerade im Niedriglohnsektor sind Eltern auf ihre Arbeitsstelle und die volle Höhe des Gehalts dringend angewiesen. In anderen Berufen wie der Pflege sind Mitarbeitende derzeit sowieso unabkömmlich.
Doch selbst, wenn Kinderbetreuung bzw. Home-Schooling mit dem Beruf relativ gut vereinbar sind, so kommen Eltern derzeit immer mehr an die Grenze ihrer Belastbarkeit. Eine Work-Life-Balance fehlt völlig.

Existenzen am Abgrund

Doch nicht alle Bereiche ächzen unter einer zu hohen Arbeitsbelastung. Viele kämpfen im Gegenteil mit vorübergehenden Betriebsschließungen oder zu wenig Arbeit. „Manchmal ist das sogar innerhalb eines Betriebs der Fall. Die eine Abteilung arbeitet im Drei-Schicht-Betrieb, in der anderen besteht Kurzarbeit,“ so Pohl.
Im Handwerksbereich sieht es ganz ähnlich aus, weiß Roland Hacker zu berichten. Im Gespräch mit einer Kreishandwerkerschaft wurde deutlich, dass auf der einen Seite, wie z.B. bei den Sanitärbetrieben die Auftragsbücher für 2021 schon komplett voll sind. „Andererseits sind Betriebe am Ende, wie beispielsweise die Friseure.“ Nicht selten kommt es bereits zu Entlassungen. „Das ist für Familienbetriebe mit engem Kontakt zu den Mitarbeitenden besonders bitter,“ berichtet Martin Deinzer aus Nürnberg von dem Gespräch mit einer Brauerei.

Von Telefonat bis Spaziergang – Angebote des kda Bayern

Gerade in diesen existenziellen Herausforderungen bietet der kda Bayern vertrauliche Gespräche an. „Wir möchten die Menschen jetzt nicht alleine lassen,“ so Pfarrer Peter Lysy. „Gespräche am Telefon oder per Zoom sind jederzeit möglich.“ Auch einen Spaziergang zu zweit in Verbindung mit einem geistlichen Angebot, wie den „Einkehrschwung“ in eine Kirche, bieten die Mitarbeitenden des kda Bayern gerne an.

Alle Ansprechpartner*innen finden Sie hier.

(Foto: Holger Langmaier/ pixabay.com)

Familie, Gesundheit, Arbeitsbedingungen

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