Die Sonntagsruhe nicht über Bord werfen – Kritik an Öffnungszeiten digitaler Supermärkte

NÜRNBERG. Der Sonntag kommt in Bayern nicht zur Ruhe. Landespolitiker drängen auf automatisierte Supermärkte, die künftig auch sonn- und feiertags öffnen dürfen. Der Leiter des evangelischen Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt Bayern, Pfarrer Johannes Rehm, fordert, dass auch Läden ohne Verkaufspersonal die verfassungsrechtliche Sonntagsruhe achten müssen.

Es gibt sie schon in Bayern: Kleine Supermärkte mit vollem Sortiment, in denen keine Verkäuferin und kein Verkäufer mehr arbeitet. Die Kundschaft scannt ihre Ware selbstständig und bezahlt mit ihrer Bankkarte. Pilotprojekte solcher begehbaren Einkaufsautomaten wurden von Rewe und Edeka zum Beispiel in Pettstadt in Oberfranken und in Brennberg in der Oberpfalz eröffnet. Viele weitere sollen folgen.

„Es ist sehr wichtig, darüber nachzudenken, wie wir in kleinen bayerischen Ortschaften wieder eine funktionierende Nahversorgung hinkriegen“, erklärt der Leiter des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt Bayern (kda Bayern), Professor Johannes Rehm, „aber dafür müssen wir nicht den Ladenschluss und die Sonntagsruhe über Bord werfen!“ Aus Sicht des kda Bayern bringen mehr Öffnungszeiten keine Mehrumsätze. „Schon heute haben die meisten Supermärkte von 7 bis 20 Uhr geöffnet. Eine Aufhebung des Ladenschlusses für digitale Supermärkte bringt insgesamt nicht mehr Profit, aber erhebliche Wettbewerbsverzerrungen, wenn sich diese Märkte ausbreiten“, sagt Rehm.

Die Sonntagsruhe ist wichtig

Die Kritik des kda-Leiters zielt besonders auf die Sonntagsöffnungen. Pfarrer Rehm: „Beim Schutz des Sonntags geht es im Sinne des Grundgesetzes nicht nur um die Minimierung von Sonntagsarbeit, sondern auch um die Ruhe des Tages an sich, die wir uns nicht nehmen sollten. Auch der Einkaufsbetrieb rund um digitale Supermärkte stört letztlich die Sonntagsruhe.“ Durch den Einkaufstrubel, wie den Verkehr, durch Einkäufer*innen und Warenanlieferung, bekommt der Tag werktäglichen Charakter.

Der 1. Mai, der dieses Jahr auf einen Sonntag fällt, sei ein guter Anlass, einmal daran zu erinnern, wie segensreich und wertvoll der Ruhetag für die Arbeitswelt und die Gesellschaft insgesamt ist. „Christinnen und Christen bestehen gemeinsam mit den Gewerkschaften auf der Sonntagsruhe.“

Der kda ist Teil der kirchlich-gewerkschaftlichen Allianz für den freien Sonntag, die für die Wertschätzung der Sonn- und Feiertage und gegen regelwidrige Sonntagsarbeit eintritt.

Foto: kda Bayern

Sonntagsschutz, 1. Mai, Wandel der Arbeitswelt

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