MÜNCHEN. Am 12.7. 2018 fand in den Räumen des Bayerischen Hofs in München zum ersten Mal eine Kooperationsveranstaltung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) mit der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. statt. Das Thema hätte aktueller nicht sein können und zog daher auch rund 170 Personen an. Unter der Überschrift „Digitalisierung in der Arbeitswelt“ kamen Vertreter*innen von Kirche und Wirtschaft ins Gespräch darüber, was die digitale Transformation für das Leben und Arbeiten der Menschen in Bayern bedeutet und welcher Handlungsbedarf sich daraus ergibt.
Digitalisierung auch für die Schwächeren der Gesellschaft
Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der ELKB, betonte dabei, die Trends der Digitalisierung aus der Perspektive der Schwächsten in den Blick zu bekommen: „Die Gesellschaft darf sich nicht in Digitalisierungsgewinner und Digitalisierungsverlierer spalten. Auch die Schwachen müssen Anteil an den Früchten der digitalen Revolution haben. Und es ist darauf zu achten, dass nicht Computer mittels künstlicher Intelligenz die Kontrolle übernehmen, sondern es Menschen sind und bleiben, die verantwortliche Entscheidungen treffen. Datenkonzentration bedeutet Machtkonzentration. Deswegen müssen im digitalen Zeitalter neue Mechanismen der Machtkontrolle entwickelt werden.“
Keine Angst vor der Digitalisierung, aber Bereitschaft zur Veränderung
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw, warb dafür, der Digitalisierung mit Optimismus zu begegnen: „Wir müssen die Ängste vor der digitalen Transformation ablegen, den technologischen Fortschritt annehmen und die neue Arbeitswelt zu unserem Nutzen gestalten. Die Jobchancen in Bayern sind gut und bleiben es auch in einer weiter digitalisierten Arbeitswelt. Allerdings müssen wir unsere Rahmenbedingungen anpassen. Unser Bildungssystem muss so verändert werden, dass jeder Schüler, Auszubildende und Student eine informationstechnische Grundausbildung erhält.“
Digitalisierung mutig mitgestalten
Die Idee zu der Veranstaltung war bei dem letzten Spitzengespräch der ELKB mit der vbw entstanden. Bei der Konzeption hatte auch Pfarrer Peter Lysy vom kda Bayern mitgewirkt. Dr. Paul Melot de Beauregard, Mitglied des kda-Beirates, konnte im Rahmen des Podiumsgesprächs die Perspektive des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer (AEU) einbringen, in dessen Vorstand er aktiv ist. So wünschte er sich von der Kirche, dass sie theologisch-ethische Perspektiven erschließen möge, wie Digitalisierung unternehmerisch verantwortlich gestaltet werden kann. Es sei unbestrittene Aufgabe der Kirche, sich der Schwachen anzunehmen. Jedoch sollte die Digitalisierung auch in der Kirche als notwendiger und grundsätzlich wünschenswerter Prozess begriffen und mutig zu seiner Mitgestaltung geschritten werden.
Die vielen interessanten Inputs regten im Nachgang des offiziellen Teils beim Get-Together zu interessanten Gesprächen und Begegnungen an. In diesem Rahmen konnte der kda sein druckfrisches Buch zur Digitalisierung „Arbeit im Alltag 4.0 – Wie Digitalisierung ethisch zu lernen ist“ als Teil der derzeitigen Debattenlage präsentieren.
Titelbild: kda-Beiratsmitglied Dr. Paul Melot de Beauregard wünschte sich in der Diskussion von der Kirche verstärkt theologische Perspektiven auf das Thema Digitalisierung. (Foto: vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V.)