AUGSBURG. Wird “Kollege Roboter” der neue “Mitarbeiter” in Krankenhäusern und Pflegeheimen sein? Sind Digitalisierung und Robotik das Allheilmittel für die Pflege und Personalengpässe? Diesen und anderen Fragen sind die rund 30 Teilnehmerinnen der diesjäjhrigen Frauenkonferenz von kda Bayern und der Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (afa) in Augsburg nachgegangen.
Veränderung durch digitale Möglichkeiten
Zur Zeit gibt es vier aktuelle Bereiche in dene Digitlaisierung in der Pflege stattfindet: Die elektronische Dokumentation (wie die elektronische Patientenakte), Telecare, Technische Assistenz und schließlich die Robotik.
In ihrem Grundsatzreferat wies Eva‐Maria Greve, Lehrerin für Pflegeberufe und Organisationsberaterin und Mitbegründerin des Pflegeforums Augsburg, auf die Veränderungen des Pflegeberufes im Laufe der Zeit hin sowie auf die Veränderungspotentiale durch die Nutzung technischer Assistenzsysteme für die Zukunft. Positiv bewertete sie die Einführung der generalistischen Pflegeausbildung (anstelle einer getrennten Alten-, Kinderkranken- und Krankenpflegeausbildung) zur*m Pflegefachfrau*mann. Wichtig ist ihr das Miteinander, die Einbindung der Pflegekräfte bei allen Veränderungsprozessen und eine positive Haltung, da es „auch viel Gutes in der Pflege gibt“.
Mit Mut gegen “alte” Probleme
Hildegard Schwering, Personalratsvorsitzende a.D. des Uni-Klinikums Augsburg wies deutlich auf die bestehenden „alten“ Probleme im Pflegebereich hin. Dazu zählen der Kostendruck, die Personalknappheit, aufwendige Dokumentationspflichten ebenso wie die Nachwuchsprobleme, die den Pflegealltag bestimmen und eine – manchmal kaum zu ertragende – Herausforderung für Pflegende und Pflegebedürftige gleichermaßen sind. Sie wünscht sich vor allem Mut für die Beschäftigten Pflegekräfte: Mut, um sich zu solidarisieren und sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. Aber auch Mut zu haben, auf Missstände im eigenen Haus hinzuweisen, denn dies erfordere auch der verantwortungsbewusste Pflegeberuf.
Pflegeroboter brauchen ethische Grenzen
Prof. Dr. Kerstin Schlögl‐Flierl, Moraltheologin an der Universität Augsburg führte die Teilnahmenden in die Welt der ethischen Grundsätze und Entscheidungskriterien ein: Wie werden Roboter programmiert, wenn es um moralische Entscheidungen geht, die eine Maschine treffen soll? Nach dem größtmöglichen Nutzen und positiven Effekt für den Anwender? Oder im kantianischen Sinn so handeln, dass die Maximen zu allgemeinen Gesetzen werden können? Oder sollen Roboter vor allem Tugenden wie Hilfs- und Zuwendungsbereitschaft entwickeln. Und können Sie das überhaupt? Kritrisch sieht Frau Schlögl-Flierl den Einsatz von Robotern in Pflegeeinrichtungen, wenn die Patienten*innen keine freiwillige und informierte Zustimmung (wie bspw. bei Demenz) geben können.
Die eingeladene Pflegeschülerin antwortet auf die Frage nach den ethischen Grenzen der Robotik in der Pflege: „Einen Menschen zu füttern – da passiert so viel im Miteinander, das kann kein Roboter ersetzen! Das ist für mich die Grenze.“
So klar kann es empfunden werden, wenn man es tagtäglich erlebt. Die Teilnehmenden haben spontan applaudiert.
Wünsche für die Zukunft der Pflege
Am Ende der von Nina Golf, wissenschaftliche Referentin beim kda Bayern, moderierten Podiumsdiskussion darf sich jede*r etwas wünschen: Der eingeladene Altenpflegeschüler wünscht sich Fortschritt und dass es gelingt, auch im Arbeitsteam stetig voneinander und miteinander Neues zu lernen. Er plädiert für unterstützende Assistenzsysteme, die die Arbeitsbedingungen erleichtern, wie beispielsweise beim Tragen oder Heben. Aber an erster Stelle seiner Wünsche steht: “Einfach mehr Personal! Das ist die Hauptsache.“
„Eine rundum gelungene Konferenz!“ schwärmt eine Teilnehmerin. Der Dank gilt auch den afa-Ehrenamtlichen für die gemeinsame Vorbereitung: Annette Schick, Claudia Binaco, Hannelore Kamm und Anneliese Strebe!