Säen und ernten im Job

Beim Betriebsbesuch auf einem Gemüsebauernhof im Knoblauchsland stehe ich staunend im Gewächshaus vor vielen Reihen von Tomaten und Gurken. Da passt die Zeile aus dem Gleichnis vom Sämann:

„Und all das Übrige fiel auf das gute Land, ging auf und wuchs und brachte Frucht, und einiges trug dreißigfach und einiges sechzigfach und einiges hundertfach.“ (Markus 4,8)

In diesem modernen Betrieb ist die Saat auf gut vorbereiteten Boden, in diesem Fall Spezial–Substrat, gefallen und unter besten Bedingungen gewachsen. Der Familienbetrieb kann eine gute Ernte einfahren und damit sich selbst und viele Saisonarbeitskräfte ernähren.

Und ich frage mich: Gibt´s das auch anderswo im Arbeitsleben – bei Berufen am Schreibtisch, in der Werkshalle oder bei einem Vortrag? Parallelen gibt es sicher. Der Samen ist eine Idee, die Fähigkeiten, die ich mitbringe, meine Ausbildung und Erfahrung. Im Säen werde ich aktiv, mache den Anfang, einen Plan und starte durch mit meiner Aufgabe.  Ob ich die gut umsetzen kann, hängt von vielen Faktoren ab. Vom Arbeitsklima, den Kolleg*innen, den Kunden und Teilnehmer*innen. Zwischen Säen und Ernten vergeht Zeit, es braucht Geduld und Gelassenheit. Vieles habe ich nicht in der Hand. Unter Umständen muss ich flexibel sein, einfach sehen, was geht. Verschiedene Wege führen zum Ziel. Dabei brauche ich Mut beim Ausprobieren und muss mich den Bedingungen anpassen.

Ob ich es geschafft habe, dass mein Saatgut gereift ist, wird in der Ernte sichtbar. Ich freue mich, wenn ein Mehrwert herauskommt, der auch für andere brauchbar ist: Ein Werkstück, gute Gedanken und Gespräche, Rückmeldungen von zufriedenen Teilnehmenden. Das Ergebnis ist sichtbar, fühlbar. Es ist spannend zu sehen, was sich aus dem Samen der Idee ergibt, die ich hatte. Im besten Fall fühle ich Glück und Bestätigung über das gelungene Werk und kann mir sagen: Ich habe einen guten Job gemacht. Und das gibt Energie für die nächste Aussaat in der Hoffnung auf gute Ernte.

Diakon Roland Hacker, Fachstelle Kirche und Handwerk, und Hanna Kaltenhäuser, wissenschaftliche Referentin im kda Bayern

Bild: Kaltenhäuser/kda Bayern

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