TÜBINGEN. Am 6. April 2021 verstarb der weltbekannte katholische Theologe Prof. Dr. Hans Küng im Alter von 93 Jahren. Der Leiter des kda-Bayern Dr. Johannes Rehm war zusammen mit einem Berliner Kollegen einer der beiden evangelischen Doktoranden des Verstorbenen.
Johannes Rehm forschte über den ökumenischen Abendmahlsdialog der Kirchen unter der fachlichen Betreuung von Hans Küng und dem evangelischen Theologen Prof. Dr. Jürgen Moltmann. „Hans Küng verstand es in einzigartiger Weise seine zahlreichen Hörer und Leser für die Auseinandersetzung mit der Gottesfrage zu begeistern. In seiner Persönlichkeit verband er intellektuelle Streitbarkeit und ökumenische Versöhnungsbereitschaft“, so Rehm über seinen Doktorvater. Bekannt wurde Hans Küng schon früh als progressiver Konzilstheologe und später als Kritiker der römischen Amtskirche. Er war aber über seine eigene Kirche hinaus ein versöhnungsbereiter Pionier des ökumenischen und des interreligiösen Dialogs auf den unterschiedlichen Ebenen. Für den kritischen sozialethischen Dialog mit der Wirtschaft engagierte er sich in seiner letzten Schaffensperiode ebenfalls mit dem ihm eigenen Nachdruck. Bis heute wegweisend ist sein mit prominenten Kirchen-, Wissenschafts- und Wirtschaftsvertretern 2010 verfasstes „Manifest Globales Wirtschaftsethos“, welches es verdient, erneut aufgegriffen, diskutiert und weiter verbreitet zu werden.
In einer früheren Schrift setzte sich Hans Küng in eindrücklicher Weise mit der Wechselwirkung von Arbeit und Lebenssinn auseinander. Er betont darin, dass es einerseits keinen Lebenssinn ohne Arbeit, aber andererseits keinen Lebenssinn nur durch Arbeit gibt. Vielmehr sei der Lebenssinn durch ein begründetes Vertrauen zu finden: „Bindet sich der Mensch in diesem nicht blinden, sondern durchaus begründeten Vertrauen allein an das eine Absolute, das nicht die Arbeit und nicht das Erlebnis und auch nicht das Geld und das Kapital, sondern der eine wahre Gott ist, der mit keiner der endlichen Wirklichkeiten identisch ist, so wird der Mensch wirklich frei: frei gegenüber allen endlichen Werten, Gütern, Mächten, die dann ihre wahre Bedeutung bewahren, die eben eine nur relative ist.“ (Hans Küng, Arbeit und Lebenssinn angesichts von Wertewandel und Orientierungskrise, in: Alfred Herrhausen Gesellschaft für internationalen Dialog (Hg.), Arbeit der Zukunft. Zukunft der Arbeit, Stuttgart 1994, S. 25)
Foto: Manfred Grohe, Stiftung Weltethos