Vor wenigen Wochen war Jahrestag des Corona-Lockdowns und allmählich lässt die Kraft nach. Die Kraft sich anzupassen, durchzuhalten und hoffnungsvoll in eine Zukunft zu sehen, die man nicht kennt. In den Belegschaften merkt man deutlich, wie die Menschen schwächer werden, nicht mehr so leistungsfähig sind wie früher, wie der Biss fehlt, auch komplizierte Aufgaben anzugehen und wie die Nerven blank liegen. Ist ja auch verständlich, bei all den zusätzlichen Belastungen im privaten Bereich.
Und viele leiden unter engen Zeitvorgaben im Arbeitsleben.
Wir im kda haben zwar den Luxus, nicht dauernd auf die Rentabilität schauen zu müssen und uns Zeit für den Menschen nehmen zu dürfen. Und trotzdem kennen natürlich auch wir Phasen, in denen es Zeitdruck gibt und die Arbeit mal gut und mal nicht so recht von der Hand geht.
Kann ich mir das zugestehen? Kann ich mich damit abfinden, dass meine Leistung schwankt? Gestatte ich mir, auch mal Fehler zu machen? Menschen sind zu vielem fähig, aber nicht Tag für Tag, Stunde um Stunde immer Höchstleistung zu bringen. Die Leistungsgesellschaft verleitet uns aber dazu, genau das von uns zu erwarten. Wo wir vielleicht bei einem anderen noch Mitgefühl zeigen – seine Situation ist schwer, ist ja verständlich – neigen wir dazu, uns selbst erbarmungslos zu betrachten – wieder nicht alle To-Dos von der Liste geschafft: Versagt!
Statt an der Leistungsgesellschaft und deren Druck mitzubauen, könnten wir uns auch einfach mal zugestehen, schwach oder müde zu sein. Heute mal nicht 120 % gegeben zu haben. Einen Fehler zugeben und ihn so gut es geht ausbügeln.
Paulus hat am eigenen Leib erfahren, dass er, der chronisch Kranke, als Botschafter Gottes ausgewählt wurde. Seine Aussage im 2. Korintherbrief (Kapitel 12,9) „Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig“ darf auch uns ermutigen. Wir müssen in unserem Alltag nicht perfekt sein, müssen nicht immer Höchstleistung erbringen, um vor Gott etwas darzustellen. Er gibt uns Kraft zum Durchhalten und Weitergehen. Ich muss es nicht alleine schaffen, ich darf meine Schwäche gestehen und gerade dann steht Gott mir zur Seite. Denn: Ich vermag alles durch den, der mich stark macht. (Philipper 4,13)
Dietlinde Peter, kda Nürnberg
(Foto: Schäferle/ pixabay.com)