Wir produzieren für die Tonne

AUGSBURG. Bei einem kda-Wochenendseminar diskutierten Teilnehmende aus der Lebensmittelbranche über die Tonne – genauer über Lebensmittel, die eigentlich noch gut sind und in der Mülltonne landen. Dabei entsteht Umdenken und ganz praktisches Handeln.

Was denken eigentlich Menschen aus der Lebensmittelbranche über Lebensmittelverschwendung? Und was passiert, wenn sie mit Initiativen darüber sprechen? Die Teilnehmenden der Veranstaltung „Wir produzieren für die Tonne “ haben genau dieses Experiment gewagt. Ein Wochenende lang haben sie sich darüber ausgetauscht.
Das Seminar ist speziell konzipiert für Betriebsräte und Mitarbeitende aus der Lebensmittelbranche. „Uns ging es darum, dass wir mit Menschen über Themen wie Containern und Lebensmittelverschwendung diskutieren, deren Job von der Lebensmittelbranche abhängt. Und dabei haben wir ganz bewusst ein sozialpolitisches Thema aus der ethisch-christlichen Brille betrachtet“, erklärt Ulrich Gottwald, Diakon in der kda-Regionalstelle Augsburg. Er hat das Seminar zusammen mit Thomas Hoffmann, der Betriebsseelsorger ist, konzipiert.

Gemeinsam über den Tellerrand schauen

Containern war eines der großen Themen des Wochenendes. Was in Frankreich schon erlaubt ist, nämlich das Nehmen von noch verzehrbaren Lebensmitteln aus Containern vor Supermärkten, Bäckern usw., ist in Deutschland verboten. „Interessanterweise ist das aus Sicht der Mitarbeitenden und Betriebsräte nur selten ein Thema. Die nehmen das gar nicht so wahr“, sagt Gottwald. Das zeigte eine Diskussion mit Beteiligten des Projektes Food Sharing. Diese Themen und Perspektiven in die Branche hineinzubringen, ist Ziel von Gottwald und Hoffmann. „Uns ist wichtig, dass Gewerkschaften gemeinsam mit Kirche über den Tellerrand hinausschauen“, sagt Gottwald.

„Spannend in diesem Zusammenhang war auch der Austausch darüber, dass um kurz vor Ladenschluss beim Bäcker und im Handel noch das ganze Sortiment verfügbar sein soll. Da habe eine Trennung zwischen Konsument und Erzeuger stattgefunden. Das – sagt Gottwald – merkt man auch beim Fleischkonsum: „Viele haben teure Grills im Garten stehen, kaufen dann aber das Nackensteak für 44 Cent. Das geht nicht zusammen.“

Und genau solches über den Tellerrand schauen ist das Seminar: Sich bewusstwerden, was man selbst tun kann und welche Perspektive andere zu diesem Thema einnehmen. Und ganz nebenbei entstehen praktische Umsetzungen: „Die Teilnehmenden haben sich darauf verständigt, dass sie beim nächsten Seminar einen komplett fleischlosen Tag haben möchten, das mit dem Tagungshaus besprochen, und das wird jetzt gemacht.“ Kleine Beiträge, die vielleicht in Zukunft dazu führen, dass nicht mehr ganz so viel in der Tonne landet.

Foto: Ulrich Gottwald

Gerechtigkeit, Betrieb

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