KULMBACH. Bei einem Betriebsbesuch informierten sich Pfarrerrinnen und Pfarrer mit dem Sozialsekretär Frank Meixner über die Arbeit beim Gewürzhersteller Raps.
Die Pfarrkonferenz im Dekanat Kulmbach besuchte die Firma Raps am Standort Kulmbach. Dort stellen rund 600 Mitarbeitende Gewürzmischungen her und machen sie versandfertig. Die Personalleiterin Petra Seidler erklärte Dekan Thomas Kretschmar und seinen Kolleg*innen beim Rundgang, wie hier Tag für Tag bis zu 200 Tonnen spezielle Gewürze etwa für Steaks oder Bratwürste bearbeitet und gemischt und in die ganze Welt versandt werden. Aus Niederlassungen in Indien, China oder Madagaskar kommen die Rohstoffe, werden in teils automatisierten Mahl- und Mischanlagen verarbeitet und mit roboter-gesteuerten Wagen in das Hochregallager transportiert. Diese riesige Logistik-Anlage ist komplett digital gesteuert – jeder noch so ausgefallene Kundenwunsch wird automatisch erfüllt.
Mit Atemmaske gegen Chilli-Staub
Dahinter steckt viel Einsatz und Flexibilität der Beschäftigten, die im Schichtdienst auch einer hohen Staub- und Geruchsbelastung ausgesetzt sind, wie Betriebsratsvorsitzender Peter Geißler zu berichten weiß. Weil etwa Chilli stark lungengängig ist, tragen die Gewürzmischer*innen Atemmasken. Der Betriebsrat setzt sich außerdem dafür ein, die Arbeitsbelastung mit möglichst familienfreundlichen Schichtsystemen zu gestalten und die Firma Raps zahlt Tariflohn. Auch auf die Arbeitsbedingungen bei den Zulieferern in Indien oder China achtet Raps genau. Sie werden im Rahmen eines Kodex für gute Arbeitsbedingungen kontrolliert.
Übungsfirma für Azubis
Für Azubis gibt es ein eigenes Projekt: Sie betreiben die eigene Firma „Rapsody in Spice“ und handeln mit haushaltsüblichen Mengen der Gewürze, die Raps sonst nur „palettenweise“ verkauft. Selbst organisiert mit eigener Geschäftsführung und Buchhaltung, ordern und kaufen sie Ware, präsentieren diese und verkaufen sie unter anderem auf dem Werksgelände. So werden Teamfähigkeit und Selbständigkeit gestärkt. Trotzdem ist es für Raps nicht leicht, alle Lehrstellen zu besetzen. Auch Flüchtlinge wurden schon als Azubis eingestellt: Aktuell wird ein Mann aus Eritrea im zweiten Lehrjahr ausgebildet.
Digitalisierung live erleben
Die Teilnehmer*innen des Betriebsbesuchs setzten ihre Pfarrkonferenz auf dem Firmengelände fort. Für sie sind solche Erfahrungen und Eindrücke wichtig, denn sie wollen mit Gemeindemitgliedern, die Beschäftigte in ansässigen Betrieben sind, über ihre Arbeit und die (neuen) Herausforderungen in der Arbeitswelt sprechen. „Wenn ich hier Digitalisierung live erlebe und verstehe, wie Abläufe funktionieren, dann verstehe ich auch besser, was die Menschen leisten und kenne ihre Belastungen und Sorgen“, so eine Teilnehmende.