NÜRNBERG. Die Pleite von Lehman Brothers jährte sich am 15. September 2018 zum zehnten Mal. Ein Anlass, sich genauer mit dem Thema zu befassen: Dieses Mal rücken die Regulierungen der Märkte für Derivate sowie Schattenbanken in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Derivatemärkte
2012 erließ die EU die Verordnung über OTC-Derivate, zentrale Gegenparteien und Transaktionsregister. Damit regulierte sie die Derivatemärkte. Diese Verordnung sieht vor, dass standardisierbare Derivate vollständig über Börsen und andere elektronische Handelsplätze laufen müssen.
OTC-Geschäfte sind Geschäfte, welche zwischen zwei Vertragspartnern per Telefon oder Internet abgeschlossen werden und deren Vertragsklauseln nicht den Standards entsprechen. Sie sollen zum Großteil über sogenannte zentrale Gegenparteien abgewickelt und in einem Transparenzregister gemeldet werden. Diese zentrale Gegenpartei hat die Aufgabe, Sicherheiten zu verlangen, laufend die Risiken der Derivatpositionen zu bewerten und gegebenenfalls weitere Sicherheiten nachzufordern. Im Fall der Pleite eines Finanzinstituts sind durch das Zwischenschalten der zentralen Gegenpartei nicht mehr alle Handelspartner dieses Finanzinstituts betroffen sondern nur noch die Gegenpartei. Entsprechend hoch muss die Absicherung dieser zentralen Gegenpartei ausfallen. Laut Verordnung muss sie den Ausfall der beiden größten Institute verkraften können. Ob dies jedoch ausreicht, wird sich erst im Krisenfall zeigen. Zugleich macht diese Regelung die zentrale Gegenpartei systemrelevant. Im Zweifelfall muss sie mit Steuergeldern gerettet werden. Daher wirkt die Einführung der zentralen Gegenpartei zugleich positiv als auch negativ, da neue Risiken entstehen.
Durch die Einschaltung der Börsen und die Registrierungspflicht liegen nun erstmals relativ verlässliche Zahlen über die Größe der Derivatemärkte vor. Dies ist durchaus positiv zu bewerten. Weitreichendere Maßnahmen wie beispielsweise eine Zulassung der Derivate wurden jedoch nicht ergriffen. Dies ist umso verwunderlicher, dass Derivate auch speziell dafür entwickelt und genutzt werden, um Regulierungen zu umgehen, Steuern zu sparen und Risiken zu verschleiern.
Schattenbanken
Als Schattenbanken bezeichnet man Institute, welche bankähnliche Geschäfte ausüben ohne jedoch der Bankenregulierung unterworfen zu sein. Dieser Sektor wächst stark an, ist aber dennoch kaum reguliert. Selbst nach der Krise wurden nur zaghafte Regulierungen beschlossen. So müssen Manager*innen von großen Hedgefonds nun zugelassen werden. Diese Zulassung ist an bestimmte Mindestkapitalanforderungen und Offenlegungspflichten gebunden. Die Aufsicht kann nun bei stark gehebelten Geschäften einschreiten. Lediglich extreme Formen von Geldmarktfonds wurden verboten. Im Vergleich zu Regeln, die eine Bank unterliegt, sind diese Institute aber kaum reguliert. Insgesamt betrachtet ist dieser Bereich der, in dem am wenigsten im Hinblick auf die politischen Versprechungen in und nach der Krise passiert ist.
Die Teile der Serie:
- Versprechungen in und nach der Krise sowie Ursachen der Krise
- Bankenunion
- Eigenkapitalregulierung von Banken
- Makroprudenziellen Überwachung Anlegerschutz
- Regulierungen der Verbriefungen und Ratingagenturen
- Regulierungen der Derivatemärkte und Schattenbanken
- fehlenden beziehungsweise ausstehenden Regulierungen
- Abschluss der Reihe mit einem Ausblick
(Titelbild: “Where vision gets built.” So lautete der Slogan von Lehmann Brothers kurz vor der Krise 2008 am Times Square.
Bildrechte: David_Shankbone_CC_BY-SA_3.0)