„Uno!“, ruft mein Patenkind mit einem kaum zu verbergenden Grinsen im Gesicht. Mit Freude legt sie dabei ihre vorletzte Karte auf den Stapel während ich noch die ganze Hand voll habe. Eigentlich macht es mir nichts aus, beim Kartenspielen auch mal zu verlieren. Aber das wäre nun schon die dritte Runde, die ich verlieren würde. Kurz kommt mir dann doch der Gedanke, dass ich jetzt am liebsten die Spielregeln ändern würde.
Die Spielregeln ändern – diesen Wunsch habe ich nicht nur auf dem Spielbrett, sondern oft genug im wirtschaftlichen Alltag. Auch hier hadere ich mit einigen der Regeln, nach denen „gespielt“ wird – gerade mit den unausgesprochenen, denen, die einfach so hingenommen werden, die quasi zur Selbstverständlichkeit geworden sind.
Eine solche inoffizielle Regel besagt, dass Frauen noch immer weniger verdienen können als Männer im selben Beruf. Eine weitere besagt, dass „typische Frauenberufe“ schlechter bezahlt werden können als “Männerberufe”. So beträgt der durchschnittliche Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern in Deutschland noch immer 19 Prozent. Heute am Equal Pay Day wird daran erinnert.
Am liebsten würde ich endlich die Spielregeln ändern.
Lydia war eine Frau, die genau das tat. In der biblischen Apostelgeschichte (16, 14f.) wird erzählt, dass Lydia als Purpurhändlerin ihr eigenes Geschäft leitete, ihren eigenen Haushalt führte und schließlich die christliche Gemeinde vor Ort organisierte. Ich weiß nicht, ob sie bei alledem auch mal an sich zweifelte und sich fragte: „Schaffe ich das? Bin ich gut genug? Was sagt meine Familie dazu?“ Was ich lese ist, dass sie es einfach tat.
Und ich lese noch etwas: Für die Menschen in ihrem Umfeld war es selbstverständlich, dass sie es tat. In der christlichen Gemeinde vor Ort spielte es keine Rolle, dass sie eine Frau war.
„Hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“, so formuliert es Paulus, einer von Lydias Weggefährten. (Galater 3,28)
Der christliche Glaube hat die (beruflichen) Ungerechtigkeiten zwischen Mann und Frau schon längst aufgehoben. Es wird Zeit, dass wir endlich die inoffiziellen Spielregeln in unserer Arbeitswelt daran anpassen.
Sabine Weingärtner, kda Bayern
(Foto: andibanane/ pixabay.com)