Der Weg aus meinem Büro hinaus ist neuerdings sehr gefährlich. Unsere Türen haben kleine Mini-Schwellen und die Schwelle meines neuen Büros ist doch tatsächlich einen Zentimeter höher als die alte. Und so stolpere ich momentan regelmäßig in den Flur unserer Zentrale wie James über den Tigerkopf. Wenn eine Treppenstufe nur zwei Millimeter von den anderen abweicht, so heißt es, kommen wir automatisch ins Stolpern. Manchmal sind es diese Kleinigkeiten, die uns aus dem Alltagstrott holen und uns schmerzhaft bis nervig daran erinnern, dass sich etwas verändert hat.
Neue Routinen für weitgehend automatisierte Abläufe anzulegen, ist ziemlich anstrengend. Doch am Ende kommt man vielleicht auf Lösungen, die sogar weniger Aufwand brauchen.
Jesus war für Petrus „ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses“ (1. Petrus 2, 1- 10). Doch genau dieses Stolpern, dieser Anstoß brachte nicht wenige dazu, über ihren Glauben nachzudenken und sich vielleicht sogar vom Evangelium ansprechen zu lassen. Wenn uns ein Schuh drückt, kann ich mich über den Stein oder die Blase am Fuß aufregen. Dann kreise ich um das Problem und finde keine andere Lösung als es loszuwerden und ein paar Meter weiter wartet schon der nächste Kiesel auf mich. Oder ich überlege mir: „Wie kam der Stein in den Schuh? Habe ich überhaupt die passenden Schuhe an? Wie laufe ich?“ So nehme ich das ganze System in den Blick und kann die Ursachen bearbeiten, nicht die Symptome.
So ist es auch mit unserer deutschen Sprache. Ich glaube, dass sie langsam Mal ein Update braucht, um nicht irgendwann neben Latein als „alte Sprache“ zu gelten. Anstrengend finde ich aber das Gendersternchen oder die Gendergap. Schaut blöd aus, verlängert Sätze bis ins Unkenntliche, braucht mehrere Prädikate und so weiter. Das ist der Stein, der mich als faulen Menschen antriggert. Doch das ändert nichts am plausiblen Grund.
Ich „ent-gendere“ nun erst mal in der kollegialen und privaten Korrespondenz nach Phettberg. Hermes Phettberg, ein Wiener Aktionskünstler, begann Anfang der 90er Jahre wohl aus Faulheit nicht mehr „Freundinnen und Freunde“ zu schreiben, sondern eröffnete seine Texte mit „Liebe Freundys“. Klingt anfangs niedlich, ist aber auf erstaunlich viele Fälle anwendbar. Die Kollegys, die Schülys, die Ärztys, das Politikys. Keine Lücken, keine Gestolper. Im schlimmsten Fall ein Lächeln und alle fühlen sich angesprochen. Bisher habe ich keine Beschwerden gehört, liebe Lesys. Mal sehen, wie künftige Generationen diese Fragen lösen.
Martin Deinzer, kda Nürnberg
(Foto: Andrey Popov/ Getty Images via Canva)