Friede sei mit euch! Joh 20, 19
Friede war das erste Wort des auferstandenen Jesus Christus, welches er am Abend des ersten Tags der Woche an seine verschreckte Jüngerschaft richtete, die gemeinsam seinen Tod betrauerte. So überliefert es Evangelist Johannes. Friede ist das erste Wort, weil er menschliches Zusammenleben und Zusammenarbeit ermöglicht. Friede ist Voraussetzung von gutem und gelingendem Leben auf dieser Erde.
In aller Welt wurde in den letzten Tagen Ostern gefeiert. Ostern ist die Kapitulation des Todes vor der Schöpfermacht Gottes. Der Tod, dieser heimliche Machthaber der Welt, ist besiegt. Friede ist angesagt. Es herrscht Frieden zwischen Gott und Mensch, deshalb ist Friede zwischen Menschen möglich. Friede ist das Wort, das wir einander nicht oft genug zusprechen können. Wenn das schon mal klar ist, dann kann man über alles Weitere miteinander reden.
Jede gute Begegnung mit anderen Menschen beginnt normalerweise mit einer Begrüßung: „Grüss Gott“, „guten Tag“, „Hallo“ – so sagen wir zueinander, dann geht unsere Begegnung schon gut an. Bei jeder Begrüßung zwischen Mitmenschen schwingt jener Ostergruß des auferstandenen Jesus Christus mit: Friede sei mit euch!
Obwohl Friede seit Ostern angesagt und möglich ist, fallen Menschen immer wieder zurück in die alte Welt des Todes, die eigentlich überwunden und von gestern ist. Der gegenwärtige Krieg in der Ukraine ist solch ein Rückfall in längst überwunden geglaubte Zeiten: So können, so wollen und so dürfen wir Menschen nicht miteinander umgehen! Menschen begrüßen einander und sie erschießen einander doch nicht, was um alles in der Welt soll das denn sein? Friede sei mit euch – so soll es sein und keinesfalls anders!
Wenn das erste Wort zwischen uns ein Friedensgruß ist, dann ist anschließend immer noch Zeit und Möglichkeit Interessengegensätze auszutragen. Streit, Konflikt, Differenzen, all das, wird es immer geben so lange die Welt besteht und wir Menschen eben Menschen sind. Warum auch nicht? Ein fair ausgetragener Konflikt kann wie ein reinigendes Gewitter wirken, welches neues Verstehen und ein friedliches Miteinander befördert. Osterfriede ist keine harmlose Selbstverständlichkeit.
Dass Friede sein soll, das müsste eigentlich allen vernünftigen Mitmenschen sonnenklar sein. Trotzdem ist Frieden schwer. Frieden zwischen den Generationen, in den Familien und ganz besonders in der Arbeitswelt fällt der Friede erfahrungsgemäß nicht einfach vom Himmel. Aber könnte es nicht eine vertrauensbildende Maßnahme sein, dass ich selbst meine Kollegin und meinen Kollegen bei erster Gelegenheit bewusst freundlich begrüße, weil uns gemeinsam der Ostergruß des auferstandenen Jesus Christus gilt: Friede sei mit euch! Es kann nicht verkehrt sein, wenn ich diesen Friedensgruß erwidere und in meinem Arbeitsumfeld weitergebe bis Gottes Friedensreich für alle dann endgültig einmal alles in allem sein und bleiben wird.
Herr Gott, Schöpfer der Welt,
ich danke dir, dass du mit Jesus Christus Frieden in die Welt gebracht hast.
Ich bitte dich heute um deinen umfassenden Frieden
für die Menschen in der Ukraine und überall in der Welt.
Mit den Jüngerinnen und Jüngern, den
Evangelisten und den Aposteln lobe und
preise ich dich, dreieiniger Gott, in alle Ewigkeit.
Amen
Johannes Rehm
Foto: Fundus / Lutz Neumeier