Am vergangenen Wochenende ist mit dem Pfingstfest das letzte Hochfest im christlichen Jahreskreis gefeiert worden. Von den drei Hochfesten Geburt Christi, Auferstehung und Pfingsten ist sicher das letzte als Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes jenes mit den meisten Fragezeichen für viele. Andererseits begründet Pfingsten und das Bewusstwerden des Heiligen Geistes seit zwei Jahrtausenden die christlichen Gemeinden und das Zusammenleben in vielen Regionen dieser Welt.
Den Vers 4 aus der Pfingstgeschichte (Apostelgeschichte 2, 1 – 13) in der Sprache der Basisbibel möchte ich gerne mit Ihnen im Kontext der Arbeitswelt bedenken: „Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt. Sie begannen in fremden Sprachen zu reden – ganz so wie der Geist es ihnen eingab.“
Einheitliche und von allen verstandene, ja gesprochene Sprachen in den differenzierten Arbeitswelten sind absolut notwendige Grundlagen allen Zusammenarbeitens und Zusammenwirkens. Hier geht es nicht nur um Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Arabisch, Russisch oder gar Chinesisch.
Welche Sprache sprechen wir in der Arbeitswelt und mit welchem Geist? Das sind die Fragen an uns. Hier als Beispiele einige Detailfragen:
- In der Produktion oder bei Projekten, dass alles reibungslos läuft, und Arbeitssicherheit, also der Schutz von Leib und Leben, groß geschrieben wird?
- In der Geschäftswelt mit den Werten des/der ehrbaren Kaufmanns/-frau wie Fairness, Verbindlichkeit und Verlässlichkeit?
- In der Pflege von anvertrauten Menschen und untereinander im Team, gerade in Zeiten der massiven Arbeitsverdichtung?
- In Arbeitseinheiten mit Menschen unterschiedlicher Gesundheit und Leistungsfähigkeit – gibt es hier eine Sprache der Wahrnehmung, Empathie und Rücksichtnahme?
- Oder in welcher Sprache spreche ich mit mir selbst, wenn ich in Segmenten oder ganz in meiner Arbeitswelt auf mich allein gestellt bin?
In unserem biblischen Wort ist es der heilige Geist – ein guter Geist – ein Geist der Wahrnehmung, der Gemeinschaft und der Rücksichtnahme, der einander verstehen und zusammenarbeiten lässt. Diesen guten Geist brauchen wir auch in der Arbeitswelt, wenn Arbeit, Zusammenarbeiten und Zusammenwirken gelingen soll. In fremden Sprachen reden, fremde Sprachen verstehen – was bedeutet dies weiter für unseren Arbeitsalltag? Wie wirkt sich das Pfingstwunder in unserem Arbeits- und Lebensalltag konkret aus? Meine Erfahrungen hierzu sind:
- Ich spreche die Sprache der Bedächtigen und Besonnenen.
- Ich spreche die Sprache der Vorsichtigen.
- Ich spreche die Sprache der Zögernden und Mutlosen.
- Ich spreche die Sprache der Verängstigten.
- Ich spreche die Sprache der Kraft- und Mutvollen.
- Ich spreche die Sprache der Phantasie, der Kreativität und der Hoffnung.
- Ich spreche die Sprache der Empathie, des Verständnisses und der Solidarität.
Der Geist Gottes, der gute Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit, schenkt mir diese Sprachen und lässt sie durch mich sprechen, wo es notwendig ist. Dies ist für mich Pfingsten im Arbeitsalltag.
Klaus Hubert, kda Nürnberg
Foto: Henrik Pfitzenmaier / Pexels via Canva