„Betriebe sind nicht nur Arbeitsstätten, sondern Orte der Begegnung, des Austausches, des sozialen Miteinanders“. Das sagt Ulrich Walwei, Vizedirektor des Instituts für Arbeitsmarktforschung (IAB) bei der Vorstellung eines Positionspapiers zum Thema “Arbeitsplatz als sozialer Ort”. Dort stellt der so genannte „Rat der Arbeitswelt“ Thesen und Studienergebnisse vor. So weist das Papier darauf hin, dass der beschränkte Kontakt mit Kolleg*innen beim mobilen Arbeiten während der Corona Pandemie weniger Raum gelassen hat für den informellen und sozialen Austausch. Doch gerade diese direkte Kommunikation fördere den Zusammenhalt, gegenseitige Unterstützung und kreatives Arbeiten, so das Expertengremium.
Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Kolosser im vierten Kapitel, Vers 6: „Eure Rede sei allezeit wohlklingend und mit Salz gewürzt, dass ihr wisst, wie ihr einem jeden antworten sollt.“ Paulus schreibt diese Worte vor allem in Bezug auf die Rede von Gott und dem Glauben. Sie können aber auch im übertragenen Sinne gelten: Wohlklingend und mit Salz gewürzt zu sprechen, meint auch, im Kontakt mit Arbeitskolleg*innen weder oberflächlich noch geschönt zu reden, sondern durchaus auch kritisch. Spreche ich über etwas, das mir viel bedeutet, möchte ich mich anderen direkt mitteilen und zum Ausdruck bringen, was ich wirklich meine. Hier entsteht „Resonanz“, gerade wenn wir mit allen Sinnen kommunizieren, ein sozialer und informeller Austausch.
Wenn wir Menschen direkt begegnen im Gespräch, in echt, dann ist das authentisch, es ist „live“ und es entsteht eine Atmosphäre der Nähe. Sei es bei einer Besprechung oder im Seminar, die Menschen sind präsent. Anders als bei einer Online-Sitzung bin ich als Teilnehmende*r in einer Pause nicht weg geschaltet, sondern habe Raum, das Gehörte und Gedachte weiter zu besprechen. Da entsteht ein sozialer Mehrwert.
So praktisch und zeitsparend Online-Meetings sein können, sind sie doch nicht ausschließlich und für alle Formen der beruflichen Begegnung geeignet. Ihnen fehlt die Würze, die Kreativität fördert. Sie können nicht so gut als soziale Ressource helfen, die Anforderungen der Arbeit zu bewältigen, wie es der persönliche Austausch im direkten Gespräch tut.
Es bleibt eine Lernaufgabe, das Miteinander Arbeiten am Bildschirm oder über ein Telefon so zu salzen, dass es mit guter Gemeinschaft einhergeht. So kann man auch online ein Gespräch mit Small Talk würzen, nachfragen, wie es dem/der anderen geht, oder von einer spontanen Idee erzählen. Auch das „Sitzen vor den Kacheln“ kann soziale Gemeinschaft über die Distanz stiften, sollte aber gut gestaltet sein und sich immer wieder mit ganz realen Treffen abwechseln. Denn wir Menschen sind, beruflich wie privat, soziale Wesen. Unser Zusammenwirken entsteht in der lebendigen Begegnung.
Hanna Kaltenhäuser, sozialwissenschaftliche Referentin im kda Bayern
Diakon Roland Hacker, Referent Fachstelle Kirche & Handwerk
Foto: kda Bayern