Ich steige aufs Fahrrad und radle los. Irgendwie fühlt es sich gar nicht so an, als ob ich in die Arbeit fahre, vielmehr mehr nach einem kurzen Ausflug. Mein Arbeitsweg hat sich durch Corona stark verändert. Meist besteht er nur noch aus ein paar Schritten von der Küche zu meinem Schreibtisch samt Computer. Und schon bin ich da – in all meinen Dateien, in den Videokonferenzen oder telefonischen Besprechungen. Doch heute fahre ich mal wieder „richtig“ in die Arbeit.
Dabei wird mir bewusst, dass ich ihn doch ein wenig vermisse, meinen Arbeitsweg, seit ich die meiste Zeit im Homeoffice arbeite. Natürlich ist es schön, morgens etwas länger schlafen zu können und doch vermisse ich die täglichen Wegzeiten. Oft genug sind sie auch „weg-Zeiten“ für mich. Zeit, in denen ich das, woher ich komme, hinter mir lassen kann. Wenn ich im Büro oder Zuhause ankomme, habe ich das Gefühl, ein wenig aufgeräumter zu sein. So manches Gespräch konnte ich nochmal in Gedanken durchgehen, für so manches Problem eine Lösung finden. Die halbe Stunde morgens und abends ist deshalb immer mehr als das Zurücklegen der Fahrtstrecke von Zuhause in die Arbeit und umgekehrt.
Solche Wegzeiten können ein Geschenk sein – und das nicht nur im Berufsalltag. Wege bringen unsere Körper in Bewegung, und sie bewegen uns oft genug auch innerlich.
Vielleicht ist das einer der Gründe, dass die meisten Menschen, von denen die Bibel erzählt, offenbar ständig unterwegs waren. Egal ob Mose, der 40 Jahre mit den Israeliten durch die Wüste ins gelobte Land zog, oder Jona, der seine Aufgabe nicht übernehmen wollte und davonlief, oder Paulus, der durch die Lande zog, um möglichst vielen Menschen zu predigten. In all den Kilometern, die sie zurücklegen, begegnen sie immer wieder Gott. Oft genug weist er ihnen die Richtung, hilft ihnen, sich zu orientieren oder ist ihr stummer Begleiter.
Denn auch Gott ist ständig unterwegs – mit uns. „Wie ich mit Mose war, will ich auch mit dir sein. Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“, heißt es im Buch Josua (Jos 1,5). Also vielleicht begegnen Sie ihm ja das nächste Mal auf Ihrem Weg in die Arbeit oder nach Hause. Er ist ein treuer Weggefährte.
Sabine Weingärtner, kda Nürnberg
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