Wir befinden uns gerade an einem Übergang von der Weihnachtszeit mit der Botschaft des neuen Lebens und der Hoffnung hin zur Passionszeit. Gerade in dieser Übergangszeit werden für unseren Lebens- und Arbeitsalltag kraft- und mutbringende Feste und Anlässe begangen: Am Montag der Valentinstag, in zehn Tagen das Faschingsfest.
Wir Menschen brauchen solche kleinen und großen Zäsuren in unserem Lebens- und Arbeitsalltag. Sie bieten gute Möglichkeiten, Menschlichkeit zu zeigen, oder – wie beim Faschingsfest – in einer anderen Rolle mit großem Humor sich selbst zu reflektieren. Gerade im klassischen Arbeitsalltag mit seinen Zwängen ist dies oft nicht möglich.
Auch die biblischen Texte in dieser Übergangszeit regen zur Reflexion an, wie sie auch große Hoffnung und Ermutigung geben. So beispielsweise der zweizeilige Predigttext des vergangenen Sonntages vom Propheten Jeremia 9, 22 – 23:
So spricht der HERR: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der HERR.
Vielleicht geht es Ihnen wie mir. Ich gehöre zur Generation „Eigenlob stinkt“. Im Mittelpunkt stehen oder sich selbst herausstellen wurde einem nicht anerzogen. Angesagt war Selbstlosigkeit. Trotz dieser „Prägung“ erfreue ich mich im zunehmenden Alter umso mehr über jedes Lob und jede Anerkennung in meiner Lebens- und Arbeitswelt. Gerne erzähle ich es mittlerweile weiter, was mir gelungen ist oder ich gut hinbekommen habe. Ich verstehe es auch als Weitergabe von Teilhabe an Erfolg, an Ermutigung und Stärkung. Wo seelsorgerliche Verschwiegenheit dies nicht ermöglicht, klopfe ich mir innerlich auf die Schultern.
Ich bin überzeugt, dass Lob und Anerkennung wichtige Kriterien für das Wachsen des Selbstwertgefühls sind. Aufgrund von großer Ohnmacht insbesondere auch in unserer Arbeitswelt ist bei vielen Menschen das Selbstwertgefühl eingedellt.
Auf den ersten Blick scheint unser biblisches Wort eine Kultur des Lobes und der Anerkennung unter uns Menschen nicht zu unterstützen. Auf den zweiten Blick ergibt sich eine große Ermutigung und Erkenntnis:
Lob und Anerkennung haben etwas lebendig Aufrichtendes im Einerlei des Arbeits-Alltages. Der gelobte Mensch geht nicht mehr ängstlich gebeugt, sondern aufrecht und ermutigt seinen Weg. Vergessen sollen wir dabei nicht, dass wir nicht selbst Schöpfer unserer Begabungen sind. Wir sind und bleiben Geschöpfe, die von der Barmherzigkeit, vom Recht und der Gerechtigkeit Gottes, des Schöpfers leben.
Klaus Hubert, kda Nürnberg/ afa-Geschäftsführung