Eines der letzten Ereignisse in meinem Büro, war die Installation einer neuen Leuchtstoffröhre. Kaum hatte sie unser Hausmeister installiert, hatte ich das Gefühl, die Arbeit geht irgendwie leichter von der Hand. Ich sah mich und meine Arbeit in einem ganz neuen Licht.
Licht hat eine direkte Auswirkung auf unsere körperliche Verfassung. Tageslichtwecker fürs Schlafzimmer helfen beim Aufstehen, LED-Panels fürs Büro erzeugen helle Räume ohne zu blenden und Blaufilter helfen Spätarbeiter*innen besser abschalten zu können. Licht macht uns wach, entspannt uns oder regt uns an.
Und dann ist da dieses Licht, das uns manchmal erstaunen lässt. Eine Aura, die meistens Menschen umgibt, die uns irgendwie imponieren. Deren Leistungen außergewöhnlich sind, deren Auftreten einfach umwerfend ist und deren Kompetenzen als Maß aller Dinge gelten. Lichtgestalten, deren bloße Erwähnung uns Respekt einflößt. Wir hoffen, auch etwas von diesem Licht abzubekommen und gleichzeitig haben wir das Gefühl, uns dem nicht nähern zu können.
Der neue Scrum-Master, eben erst spektakulär vom Mitbewerber zu uns gewechselt und nun schon per Du mit allen. Die Sachgebietsleiterin, deren Veröffentlichungen inzwischen Standardwerke sind. Oder auch der Kollege von nebenan, der ein Projekt nach dem anderen eintütet und von dem jeder zu wissen glaubt, dass er inzwischen zum Nachfolger des Chefs herangezogen wird.
Wie reagieren Sie auf solche Menschen? Manche schauen sich möglichst viel ab, andere reagieren eher mit Ablehnung und „naja, es ist nicht alles Gold, was glänzt.“ Ich komme dann oft ins Grübeln über meine eigenen Leistungen, meine eigene Wirkung. Habe ich überhaupt etwas Sinnvolles beizutragen? Strahle ich, wenigstens ein bisschen?
Eine der Stellen in der Bibel, die mich sehr durchs Leben begleiten, handelt auch von viel Licht und Ehrfurcht (Matthäus 17, 1 – 9). Jesus nimmt Petrus und zwei weitere Jünger mit auf einen Berg, wo er von einem Licht verklärt wurde „und sein Antlitz leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie Licht.” Im damals eher natürlich ausgeleuchteten Alltag des Nahen Ostens ein sehr überwältigender wie seltener Effekt. Als dann auch noch Gott aus einer Wolke spricht, ist es mit dem Mut der drei Jünger vorbei und selbst der forsche Petrus landet im Staub und sie „fielen auf ihr Angesicht“. Doch Jesus lässt seine Freunde nicht im Staub liegen. Er weiß um seine Göttlichkeit und die Ängste der Menschen. Und was er tut, ist so einfach wie anrührend. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Er rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht!“
Manchmal kommt gegen einen so richtig grauen Mistwettertag auch das am besten ausgeleuchtete Büro nicht an. Unser Licht und unsere Leistung hängen auch mit den äußeren Bedingungen zusammen. Nur weil andere heller strahlen oder eine globale Pandemie auf´s Gemüt drückt, heißt das nicht, dass unsere eigenen Lichter nichts gelten. „Fürchtet euch nicht!“. Und selbst wenn heute bei mir vielleicht mal wirklich nur die Lichtleistung einer Kerze drin ist: „Fürchtet euch nicht!“. Auch dieses Licht kann ganze Räume erhellen. Du bist genug, hab keine Angst!
Martin Deinzer, kda Nürnberg
(Foto: peopleImages/ canva.com)