Es ist ja nun nicht so, dass man auf der Arbeit nicht schon so seine Erfahrungen gemacht hätte, deshalb denke ich manchmal: „Ich sehe es schon kommen“, dass Kollege XY beim geringsten Anflug einer Erkältung bereits mit einer Krankmeldung daherkommt, dass Kollegin YX die übernommene Aufgabe wieder einmal nicht rechtzeitig fertig bekommt und dass ich selbst mich voll reinhänge, um meinen Part termingerecht fertig zu haben, aber Andere in größter Gemütsruhe sich alle Zeit der Welt lassen usw. usf.
Gelegentlich ertappe ich mich beim Schwarzsehen und bin selbst solch ein Unheilsprophet, obwohl ich doch weiß, dass ich von einer klugen und motivierten Kollegenschaft umgeben bin und wir miteinander noch immer unsere Arbeit gut und rechtzeitig fertiggebracht haben. Glücklicherweise bleibt es bei mir meistens dabei, dass ich still für mich denke: „Ich sehe es schon kommen…“
Manchmal rutscht mir dieser Spruch aber halt doch im kollegialen Umfeld heraus, obwohl ich weiß, dass er sachlich unzutreffend und überhaupt nicht hilfreich ist. Denn ich lege damit doch einen Kollegen auf ein negatives Bild fest und erschwere mir damit selbst eine positive Überraschung.
Das Neue Testament empfiehlt uns für unser Leben, einschließlich des Arbeitslebens natürlich, eine grundlegend andere Herangehensweise: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in Euch ist.“ (1. Petr 3, 15)
Mir persönlich macht Hoffnung, dass ich Gott in dieser Welt, einschließlich der Arbeitswelt, verborgen am Werk glaube, obwohl er sich mir nicht direkt mitteilt und in die Hände gibt. Hoffnung habe ich, weil Gott der Herr und das Ziel aller Zeit ist. Mit meiner Hoffnung bin ich nicht allein, sondern Teil der Hoffnungsgemeinschaft der weltweiten Kirche. Hoffnung hat man nicht so einfach für sich allein, sondern Hoffnung will geteilt und mitgeteilt sein. Deshalb sehe ich es hoffnungsfroh schon kommen, dass Gott einmal alles in allem sein wird. Insofern gibt es in meinem Arbeitsumfeld keine hoffnungslosen Fälle und keine aussichtslosen Situationen. Weil ich Hoffnung auf Gottes Segen habe, deshalb wage ich es Verantwortung zu übernehmen, wenn es notwendig ist. Danke, lieber himmlischer Vater, dass Du uns zur Hoffnung berufen hast!
Dr. Johannes Rehm, kda Bayern
(Foto: GiselaFotografie/pixabay)