In dieser Woche gedenken wir des Kriegsendes am 8. Mai 1945. Es ist in der heutigen Zeit nicht mehr üblich zurückzuschauen, bevor man in die Zukunft schaut. Meine Erfahrung ist, dass die Orientierung leichter fällt, wenn man weiß, woher man kommt. Man kann den bisherigen Weg weitergehen oder an einer Kreuzung wechseln. Die NS-Herrschaft und der 2. Weltkrieg, wie auch seine Aufarbeitung, haben bis heute ihre Auswirkungen auf unser Leben und Arbeiten, unser Wirtschaften, auf Politik und Gesellschaft.
Mir fällt dazu das Zitat von Pfarrer Martin Niemöller ein. 1933 hatte er die Machtübernahme der NSDAP noch freudig begrüßt, sich aber schnell zum Widersacher entwickelt, war viele Jahre im KZ inhaftiert und konnte überleben:
Als sie die ersten Kommunisten holten, habe ich geschwiegen;
denn ich war kein Kommunist!
Als sie die ersten Juden holten, habe ich geschwiegen,
denn ich war kein Jude!
Als sie die ersten Katholiken holten,
habe ich geschwiegen,
denn ich war kein Katholik!
Als sie mich holten, war niemand mehr da, der seine Stimme hätte erheben können!
Wie viele andere hat er in seiner Haftzeit Solidarität erfahren und gelebt. Eine Solidarität über politische, religiöse, konfessionelle und damals gültige Standesgrenzen hinaus. Gerade den Christinnen und Christen ist in dieser Zeit bewusst geworden, dass ihr Herr Jesus Christus sein Leben im Einsatz für andere verloren hat. Er starb als Opfer von Machtintrigen und Gewaltherrschaft.
Auch wenn unser Glaube und unsere Hoffnung der Auferstehung für eine wachsende Zahl von Menschen in unserem Land fremd geworden ist, ist die menschenfreundliche und anwaltschaftliche Haltung Jesu in Erinnerung. Sie wird respektiert, weil er für seine Überzeugung in den Tod gegangen ist.
Es wird klar, dass wir unsere Lebens- und Arbeitswelt solidarisch über die Grenzen hinweg menschenfreundlich gestalten können, indem wir gemeinsam eintreten für:
• den Erhalt der sozialen Errungenschaften, die der Erfolg des Ringens der Generationen vor uns sind,
• den Erhalt und die Fortschreibung unserer Arbeitsschutz- und Arbeitssicherheitsgesetze, der Tarifbindung und Mitbestimmung,
• den Schutz des arbeitsfreien Sonntags als synchronen Ruhetag für uns Menschen und die ganze Schöpfung,
• die internationale Solidarität der Beschäftigten, der Konsumenten ja aller Menschen, um die unselige Spirale der Ausbeutung von Menschen und einer erschöpften Schöpfung Einhalt zu gebieten.
Klaus Hubert, kda Nürnberg
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