Mancherorts ist es wieder soweit – Kirchweih wird gefeiert. In Coronazeiten nicht so wie früher, aber immerhin. Es ist schön und es tut gut, wieder Gottesdienst zu feiern und Gemeinschaft zu erleben.
Bei dieser Gelegenheit wird – dieses Jahr in kleinerer Runde – traditionell gerne das eine oder andere Glas Bier geleert. Wenn man so einen Krug in der Hand hält, fällt auf: „ganz‘ schön’s Bröckla“, so ein voller Maßkrug! Schwer für manche, andere wiederum können ihn etwas länger heben.
Versuchen Sie es einmal selbst mit einem ausgestreckten Arm – Sie kennen sicher das alte Spiel. Das klappt nur relativ kurz. Halte ich so ein Glas für eine viertel Stunde, wird es regelrecht kritisch. Am ausgestreckten Arm geht das nicht mehr, ich muss mir eine andere Technik überlegen. Muss ich das Ding aber ab sofort dauerhaft mit mir herumschleppen, reicht auch das sicher bald nicht mehr aus. Irgendwann verlässt mich die Kraft, er entgleitet, fällt herunter und zerbricht. Wer solche Scherben schon einmal versuchte zu kleben, wird wissen, wie schwierig es ist und wie viel Geduld man benötigt. Vermutlich ist danach der Krug nicht mehr der gleiche, wie zuvor.
Der Vergleich drängt sich förmlich auf: Stress, Sorgen und starke Belastungen sind wie ein solcher Maßkrug. Kurzzeitig ist alles kein Problem. Hört die Belastung aber nicht auf, könnte es zunehmend immer schwieriger werden, bis es vielleicht nicht mehr geht und man im schlimmsten Fall daran zu zerbrechen droht. Burnout, so nennt man das Neudeutsch. Die gleiche Konsequenz, wie beim Maßkrug: Dies zu reparieren, ist sehr schwierig und benötigt Geduld. Manchmal ist der Mensch nicht mehr der gleiche, wie zuvor.
Natürlich, wir sind es gewohnt, die Ärmel aufzukrempeln und Aufgaben anzupacken. Was oft vergessen wird: wir benötigen dafür einen Ausgleich. Die alte Weisheit stimmt: Anspannung braucht Entspannung – Eindruck braucht Ausdruck. Wir finden in Hebräer 4 Vers 9 und 10: „Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes. Denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ruht auch von seinen Werken so wie Gott von den seinen.“
Entspannung ist also erlaubt und erwünscht. Zum einen die ausgleichende Ruhe, Stille, innere Einkehr, die z.B. sonntags im Gottesdienst gefunden werden kann. Und es ist gut und wichtig, andere Gelegenheiten zu nutzen, sich zurück zu lehnen und die Pause vom Alltag zu genießen – wer es mag, vielleicht bei einem Glas Kirchweihbier.
René Steigner, kda Nürnberg
(Foto: motointermedia/ pixabay.com)