Heute, am 18. November, ist Buß- und Bettag. Dieser evangelische Feiertag wurde immer wieder in Notzeiten und Gefahren ausgerufen, um die Menschen zu Umkehr und Gebet aufzurufen. Die Corona-Pandemie ist für viele Menschen eine Notzeit und eine Gefahr. Diese Tiefe des Einbruchs in diesem Jahr wird noch lange Auswirkungen auf unser menschliches Zusammenleben haben.
„Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen.“
Dieser Satz von Jens Spahn fällt mir immer wieder ein, wenn hitzige Diskussionen in der Straßenbahn zum richtigen Tragen der Maske geführt werden oder wenn Menschen in Heimen nicht oder kaum besucht werden können. Wenn Shopping-Center offenbleiben können, aber hygienisch gut eingerichtete Theater und Museen schließen müssen. Es hängen Arbeitsplätze und Menschenleben an diesen politischen Entscheidungen. Es ist ein Abwägen, wie Kontakte reduziert werden können mit möglichst wenig Kollateralschäden. Und es verlangt uns mitunter einiges ab, diese Situationen zu akzeptieren oder nach anderen Lösungen zu suchen.
Ja, wir brauchen gerade in diesem Jahr diesen Buß- und Bettag sehr nötig. Um unsere Entscheidungen und Re-Aktionen in der Corona-Krise vor Gott zu bringen im Gebet. Um in allem, was getan werden muss, einen Ruhepunkt zu finden, um im Gebet wieder einen Kompass für unsere Handlungen zu finden.
Und Buße tun, indem wir unsere Haltung reflektieren, mitunter ändern… vielleicht müssen wir nicht immer andere hinweisen auf die Maskenpflicht… vielleicht überlegen Heimträger oder Angehörige gemeinsam andere Möglichkeiten der Besuchsregelungen…vielleicht kann die Kultur ins Shopping-Center kommen?
Beten ist für mich reden, reden mit Gott. Und mit diesem Vorbringen auch meiner intimsten Gedanken, Sorgen und Widersprüche, bekomme ich wieder einen weiteren Blick in Richtungen, die mich frei machen. Frei machen, um wieder mit anderen ins Gespräch zu kommen, um verfahrene Situationen neu anzugehen, um Verzeihung zu bitten und selbst zu verzeihen.
Vergebung befreit und verändert:
Mich, den anderen und unsere Beziehung zueinander.
Vergebung setzt frei, wo Gefangenschaft war.
Sie schafft eine Solidarität, die auch unsere dunklen, gefährlichen Seiten mitträgt.
Dadurch wird sie zu einer Quelle von Freundschaft und Liebe.
(Kurt Marti)
Dorothea Kroll-Günzel, kda Nürnberg
(Titelbild: Birgit Keil/ Pixabay)