Es ist ja nicht so einfach über Heilige im protestantisch geprägten Umfeld zu reden. Die Reformation wirkt hier deutlich nach. In der Woche des Nikolausfestes möchte ich mit Ihnen der Wirkung von Heiligen in unseren Arbeitsalltag nachspüren.
Dafür bin ich prädestiniert. Sowohl in meinem Vornamen Klaus wie auch in meinem Nachnamen Hubert spiegeln sich „Heilige“ wider: Sankt Nikolaus und Sankt Hubert(us). Sankt Nikolaus ist ein universeller und ökumenischer Heiliger. Selbst in und um Myra, heute ein muslimisch geprägter Küstenort in der Türkei, wird er als Wohltäter und Nothelfer verehrt. Für folgende Berufsgruppen hat er als „Schutzheiliger“, also Beschützer und geistlicher Mentor besondere Bedeutung: Seefahrer, Binnenschiffer, Kaufleute, Juristen, Apotheker, Metzger, Bäcker, Schneider, Pfandleiher, Fuhrleute und weitere Berufe.
Auch der heilige Hubert ist „Schutzpatron“ bis in die heutige Zeit; für Jäger, Kürschner, Metzger, Optiker, Mathematiker und metallverarbeitende Berufe wie Schmiede.
Seit meiner Jugendzeit hat mich ein Spruch des schwedischen Bischofs Nathan Söderblom (1866 – 1931) geprägt: „Heilige sind Menschen, durch die es anderen leichter wird, an Gott zu glauben.“
Eine moderne und zutiefst evangelische Interpretation des Begriffs „Heilige“.
Ich möchte sie für unsere heutige Arbeits- und Lebenswelt noch weiterentwickeln: Heilige sind Menschen, die mir und anderen Hilfe und Unterstützung sind zur Orientierung, Reflexion und Ermutigung.
Wir brauchen für unser Leben und Arbeiten Vorbilder – Menschen die Orientierung geben. Angefangen von der Berufswahl, über die Ausbildung, den Berufseinstieg, den Aufstieg und den Umstieg bis hin zum Übergang in den Ruhestand.
Wir sind auf Menschen angewiesen, die uns helfen unser Reden, Denken und Handeln – unser Leben und Arbeiten zu reflektieren, Auswirkungen zu erkennen und richtig einzuschätzen, wo es notwendig ist zu hinterfragen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.
Wir brauchen Menschen, die uns in den Höhen und mehr noch in den Tiefen unserer Arbeits- und Lebenswelt ermutigen und uns das Bewusstsein für Heiles schenken. Die uns stärken und motivieren, Verletztes zu erkennen, zu versorgen und zu heilen.
Gerade in der Adventszeit wird uns Menschen klar, dass wir dies nicht aus eigener Kraft können. Andererseits wissen wir als Christen, das Gott uns Menschen seine Schöpfung anvertraut. Dass wir Leben und Arbeiten als Segen für uns und andere gestalten können. Ich möchte Sie für den Gang durch die Adventszeit, ja durch Ihre Lebens- und Arbeitswelt ermutigen. Suchen Sie mit offenen Augen und Herzen die Momente, wo „Heilige“, wo Gott und Menschen Ihnen Hilfe und Unterstützung zur Orientierung, Reflexion und Ermutigung waren, sind und sein können.
Klaus Hubert, afa/ kda Nürnberg
(Foto: gorynvd/ canva.com)