Es ist unüberhörbar: meine Nachbarn haben nun auch einen – einen Laubbläser. Eigentlich hatte ich gehofft, mit dem Umzug ins Homeoffice ein Jahr mal eben diesem Lärm zu entgehen. Doch dem ist leider nicht so. In zuverlässiger Regelmäßigkeit dringt das laute Brummen des Geräts nun auch zuhause durch die geschlossenen Fenster.
Dabei sehne ich mich besonders in diesen corona-turbulenten Tagen nach Momenten der Stille. Zahlreiche Telefonate am Handy, unterbrochen von Videokonferenzen, bestimmen meinen Arbeitsalltag. Da ist mein Hör-Bedarf oft schon mittags gedeckt.
Wer hingegen aus einem Großraumbüro ins Homeoffice umgezogen ist, freut sich vielleicht. Ein Kleinraumbüro zuhause ist zumindest in puncto Stille oft eine Verbesserung. Endlich keine dauernde Geräuschkulisse mehr um einen herum. Endlich nur ein Gespräch, auf das man sich konzentrieren kann.
Ganz anders geht es denjenigen, bei denen es diese Woche beruflich (wieder) ganz still wurde, zu still – weil der Betrieb schließen musste. Wo noch vor ein paar Tagen Menschen waren, sich unterhielten und lachten, herrscht nun Leere. Nichts rührt sich, kein Ton ist mehr zu hören. Vielen Hotelmitarbeitenden, Kunstschaffenden und anderen Betroffenen geht diese Stille an die Substanz. Laut dröhnen die Sorgen im Kopf und rauben einem nachts den Schlaf.
Vielleicht sind es also gar nicht Momente der Stille, nach denen wir uns immer wieder sehnen, sondern mehr als das. Es ist das Bedürfnis nach Ruhe. Denn Ruhe geht über Stille hinaus, zumindest nach biblischem Verständnis. Ruhe ist etwas, das wir nicht tun können, sondern erleben dürfen. Es ist der Moment, in dem die Welt um uns herum mal innehält, wo wir nicht arbeiten, wo berufliche Sorgen und Nöte kurz vergessen sind. Momente, in denen wir etwas genießen, uns geborgen fühlen, zufrieden sind.
Unsere Erfahrungen und die der Bibel zeigen, dass das kein Dauerzustand ist. Und doch werden uns solche Momente der Ruhe immer wieder geschenkt: die Ruhe bei der ersten Tasse Kaffee am Morgen bevor der Arbeitsalltag beginnt, die Ruhe beim kurzen Innehalten vor dem Einschlafen und ganz besonders die Ruhe am freien Tag.
Ruhe ist ein Versprechen, das Gott uns gegeben hat. Im Hebräerbrief ist davon in einem ganzen Abschnitt die Rede. (Hebräer 3,7-4,13) Das, was er sich selbst nach sechs Tagen des Schaffens zugesteht, das schenkt Gott auch uns immer wieder, „denn als Glaubende gehen wir in die Ruhe ein.“ (4,3)
Allein der Gedanke an dieses Versprechen, gibt mir ein Gefühl der inneren Ruhe. Und das kann kein Laubbläser der Welt vertreiben.
Sabine Weingärtner, kda Nürnberg
(Foto: StockSnap/ pixabay.com)