“Ich packe meinen Koffer… und nehme mit..” Wer Kinder hat, kennt diesen Satz sehr gut. Ein kleines Spiel, in welchem man als Erwachsener staunend feststellen kann, was Kinder so alles in einen Koffer mitnehmen. Früher waren es bei meinen Kindern von der Giraffe über das Haustier bis hin zu Omas und Opas nahezu “unmögliche” Dinge. Heute sind es das Buch, das Ladekabel für das Smartphone, die Lieblingsklamotten.
Jetzt in der Ferien- und Urlaubszeit bekommt der Satz “ich packe meinen Koffer” eine neue Bedeutung. Was nehme ich eigentlich mit, wenn ich in Urlaub fahre? Ich habe festgestellt, dass es mit den Jahren irgendwie immer mehr wurde, was da plötzlich den Weg in den Koffer gefunden hat. Mehr Socken, mehr Kleidung, mehr vermeintliche Sicherheit durch allerlei wetterfeste Kleidung und Gimmiks, die einem versprechen, den Urlaub zu den tollsten Wochen im Jahr zu machen.
Aber nicht nur mehr Dinge wandern in den Koffer. Gerade in der jetztigen Zeit, mit Corona und seinen Auswirkungen auf jede und jeden, ist der Koffer noch einmal ganz anders gefüllt. Passt es mit der Arbeit? “Darf” ich eigentlich in Urlaub fahren? Auf was muss ich noch zusätzlich aufpassen? Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass immer mehr Sorgen viel Platz in diesem Koffer einnehmen. Der Koffer droht zu platzen und ist so schwer, dass es mühsam ist, ihn in Urlaub mitzunehmen. Dass der Koffer in diesen Wochen vielleicht sogar eine zu große Belastung ist und wie ein dunkler Schatten über der Urlaubszeit liegt.
Und dann? Dann versuche ich mich zu erinnern, wie es im letzten Jahr war als ich den Koffer zuhause wieder ausgepackt habe – und erkennen musste, was alles ungetragen, ungenutzt und nicht wichtig war. Mit wie wenig ich eigentlich ausgekommen bin, ohne dass es mir irgendwie negativ aufgefallen ist. Meine Tochter meinte zu mir als es um das Packen für den Urlaub in wenigen Tagen ging: “Weißt du Papa, eigentlich haben wir doch uns. Und mehr müssen wir gar nicht mitnehmen. Hauptsache wir haben Zeit miteinander.”
Wie steht es in Matthäus 6, Vers 21 so treffend: Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Wie meine Tochter sagte – hautpsache wir haben Zeit füreinander und miteinander freie Zeit. Eigentlich habe ich gefühlt ja immer “zuviel” dabei in meinem Koffer. Packe den Koffer zu voll und bin dann enttäuscht, wenn der Koffer zu schwer, zu hinderlich, zu belastend ist. Vielleicht sollte ich wieder lernen, den Koffer nur als Mittel zum Zweck zu sehen, wieder lernen, wo mein Herz ist und dass das eigentlich völlig ausreicht. Oder wie meine Tocher sagt: “Freu dich doch wenn die Sachen schon so zusammengelegt sind, dass sie wieder in den Schrank können…”
Und das Schöne dann beim Auspacken der Sand im Koffer ist, der aus den Ritzen rieselt und man sich erinnert an die Tage mit wichtigen Menschen und der Feststellung, dass der Schatz eben da ist, wo mein Herz ist. Ich packe meinen Koffer – und nehme diesmal “einzig” mit: mein Herz
Ulrich Gottwald, kda-Regionalstelle Augsburg
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