Mein Januar ist „weiß“…, wie ein unbeschriebenes Blatt, wie ein Planer ohne Einträge oder eine Winterlandschaft, die noch nicht betreten wurde.
In der Weihnachtszeit darf es gern ein bisschen kitschig sein mit Flitter, roten Kerzen, dem Leuchtstern der Brüdergemeine am Hauseingang und so weiter und so fort. Jetzt zu Beginn des Jahres ist alles genossen und besungen, wieder abgehängt und weggeräumt. Zurück bleibt Platz, wo vorher Deko rumstand, und Durchblick, wo Sterne im Fenster hingen.
Kennen Sie das auch? Die Sehnsucht nach Klarheit und Räumen, nach frischer Luft und Freiräumen nach dieser gefüllten Zeit? Das symbolisiert für mich die Nicht-Farbe „weiß“. Eine einfache weiße Kerze, helle Handtücher und Bettwäsche, „unverhängte“ Fenster, die das bisschen Licht durchlassen.
Es ist dieses noch nicht wieder Festgelegte, vielleicht auch Unentschiedene, gleichzeitig Helle, manchmal Leuchtende…Wie eine Winterlandschaft: manche Spuren gelegt, aber im Grund offen in alle Richtungen. Der Expressionist Kandinsky, ein Meister der Farbe, sagte dazu: „Weiß ist ein großes Schweigen, aber voll Möglichkeiten wie das Nichts vor der Geburt.“ Das Neue Jahr ist noch so unbeschrieben, wenige Spuren geben vielleicht eine Richtung vor, denen ich folgen kann, aber nicht muss.
Alles ist offen…Vielleicht eine neue vage Spur im Leben oder Beruf einschlagen? Jetzt die neuen Ideen in der Arbeit verwirklichen? Kollegiale Beziehungen unter einem anderen Licht anschauen?
Dazu tun Freiräume zum Jahresanfang gut: Zeit haben für Pläne und Gedanken. Die Einladung des Winters annehmen zum Nachdenken, Distanz gewinnen, spüren, was vielleicht im Verborgenen schlummert, was noch braucht zur Reife.
Segen zum Neuen Jahr
Segne den ersten Tag,
mein Gott,
und den letzten.
Lass mich nicht aus deinen Augen,
mein Gott,
aus deinen Händen,
aus deinem Ohr,
aus deinem Herzen,
an diesem Tag und alle Tage
des Jahres, das kommt.
(Jörg Zink)
Dorothea Kroll-Günzel, kda Nürnberg
(Foto: Wolfgang Noack)